Umgang mit Waffen
Umgang mit Waffen - Schießtechnik
Wer
sich in der Ausbildung zum Jäger an unserem Ausbildungswerk orientiert, hat grundlegende
Kenntnisse u. a. über die Waffen- und Munitionstechnik und über die
Handhabung von Jagdwaffen erworben. Die Voraussetzungen für das sichere
Schießen wurden damit geschaffen. Doch der Erfolg stellt sich erst durch das
sichere Treffen ein. In diesem Beitrag wird die Technik des Schießens mit der
Büchse, der Flinte und der Kurzwaffe behandelt.
Schießen mit der Büchse
Bevor auf die verschiedenen Techniken des Schießens mit der Büchse eingegangen wird , zu. nächst einige Bemerkungen zur Waffe selbst, weil daran einige Anforderungen gestellt werden müssen, die Voraussetzung für ein gutes Schießen sind.
- Die Schäftung soll ein schnelles Anschlagen und unverkrampftes Zielen ermöglichen. Dazu muß insbesondere die Schaftlänge und die Höhe des Schaftrückens (für das Schie- ßen mit Zielfernrohr) zur Figur des Schützen passen. Der Pistolengriff soll so geformt sein, daß er fest und bequem umfaßt werden kann. Für die Schäftung sollte grundsätzlich gelten: Funktionalität geht vor Ästhetik.
- Dem Abzugssystem ist besondere Aufmerksamkeit zu widmen . Sowohl Stecherabzüge wie auch Druckpunkt-, Direkt- und Matchabzüge lassen sich individuell auf die Sensibilität des Abziehfingers einstellen. Durch Versuche sollte der optimale Abzugswiderstand so justiert werden, daß weder ein Schuß verrissen wird (Abzug zu hart) noch ein Schuß vorzeitig und unbeabsichtigt ausgelöst werden kann (Abzug zu weich).
- Als Visiereinrichtung wird fast ausschließlich das Zielfernrohr verwendet. Nach Einnahme der Schießposition, z.B. auf dem Hochsitz oder auf dem Schützenstand, ist die Scharf- einstellung zu kontrollieren, bei variablen Gläsern auch die Vergrößerung.
- Das günstigste Gewicht einer Büchse ergibt sich aus dem Verwendungszweck und dem Kaliber. Für den reinen Schießstandeinsatz (DJV-Wettbewerbe) bevorzugt man wegen der ruhigeren Gewehr- lage und der besseren Schußpräzision schwerere Büchsen (dicke Läufe). Im Jagdbetrieb sollte eine Anpassung an die überwiegend ausgeübte Jagdart (Pirsch, Ansitz) und die Reviergegebenheiten (Hochgebirge, Flachland) erfolgen. Im Hinblick auf die Rückstoßbelastung sollten Waffen, aus denen Hochleistungspatronen geschossen werden, nicht zu leicht sein. Dieser Hinweis ist besonders auch deshalb ange- bracht, weil manche Schützen wegen des starken Rückstoßes zum „Mucken" neigen.
Unabhängig von der Anschlagsart sind beim Büchsenschießen - und hier sind kombinierte Waffen eingeschlossen - einige Regeln zu beachten.
· - Voraussetzung für ein treffsicheres Schießen ist der absolut sichere Umgang mit der Waffe, d.h., ein Schütze muß mit der Bedienung der Spann- und Umstellhebel, der Sicherung und des Abzugssystems unter allen Bedingungen völlig vertraut sein.
· - Zur Handhabung im weitesten Sinne gehört die Berücksichtigung von waffenseitigen Eigenarten. So muß die Trefferlage des Ölschusses ebenso be- kannt sein,wie das Kletterverhalten der kombinierten Waffe. In die Kategorie der Handhabungsfehler fällt auch das Andrücken des Laufes gegen den Schaft. Dieser Fehler, der nur für Büchsen mit feststehendem Lauf gilt, hat eine Beeinflussung der Laufschwingungen (Vergrößerung der Streuung) oder sogar eine Trefferverlagerung nach unten zur Folge. Die gleichen Auswirkungen hat auch das Ziehen am Gewehrriemen, wenn dieser am Lauf befestigt ist.
- Eine gleichbleibend gute Schießleistung ist nur gegeben, wenn es gelingt, den Körper unter allen Bedingungen bei der Schußabgabe ruhig zu stellen. Sowohl auf der Jagd als auch auf dem Schießstand muß deshalb in erster Linie Nervosität unterdrückt werden. Diese Fähigkeit kann man trainieren. Neben der geistigen Entspannung, die mit einer körperlichen Entkrampfung einhergeht, trägt auch die Atemtechnik dazu bei, dieses Ziel zu erreichen. Während das „Abschalten" gegenüber Umgebungseinflüssen auf dem Schießstand vorteilhaft ist, können sich durch ein eingeschränktes Wahrnehmungs- vermögen beim Jagdbetrieb gefährliche Situationen ergeben. Häufiges Schießen auf dem Schießstand, auch mit dem Luftgewehr und dem Kleinkalibergewehr, hat einen entkrampfenden Gewöhnungseffekt und trainiert zudem die bei den jeweiligen Anschlagsarten belasteten Muskelpartien.
- Auch die Kleidung spielt eine nicht unwesentliche Rolle. Bei der Jagd kleidet man sich natürlich entsprechend der Witterung. Während eine dicke Kleidung bei der Ansitzjagd kaum nachteilig ist, sollte man bei den winterlichen Drückjagden darauf achten, daß ein schnelles Anschlagen der Waffe nicht durch ungeeignete (zu dicke) Kleidung behindert wird. Das Tragen von Handschuhen kann unter derartigen Bedingungen problematisch sein. Besser ist es, die Schießhand in der Manteltasche oder einem Muff warmzuhalten. Viele Schützen bevorzugen auf dem Schießstand eine eng sitzende, ausgepolsterte Klei- dung, um dadurch eine Stützwirkung zu erhalten und um Körperschwingungen (Puls) zu dämpfen.
- Obwohl es heute kaum noch einen Jäger gibt, der auf die Vorteile eines Zielfernrohres verzichtet, soll doch das Schießen über die sogenannte „freie Visierung" (Visier und Korn) nicht unerwähnt bleiben. Durch unterschiedlichen Lichteinfall auf die Visiereinrichtung (wechselnde Beleuchtungsverhältnisse) können sich Abweichungen der Treffpunkte ergeben. Auch individuelle Zielgewohnheiten der Schützen führen zu Verschiebungen der Treffpunktlage. Durch Zielfehler der in Abbildung 190 dargestellten Art ergeben sich Trefferverlagerungen, wo- bei das Verkanten natürlich auch für das Schießen mit dem Zielfernrohr gilt. Der sich dar- aus ergebende Fehler wird aber häufig überbewertet, be- achtenswerte Abweichungen ergeben sich nämlich erst bei Verkantungswinkeln ab ca. 15 Grad. Diese Abweichung von der Horizontallage tritt aber bereits so deutlich in Erschei- nung, daß sie in der Praxis kaum erreicht wird.
Auf die optischen Belange des Schießens mit dem Zielfernrohr ist im Kapitel 3 Optik, bereits eingegangen worden. Die Technik des Schießens mit dieser Zieleinrichtung stellt keine besonderen Anforderungen an den Schützen. Sie ersparen sich aber schmerzhafte Erfahrungen in Form von Augenbrauen- und Nasenbeinverletzungen, wenn Sie immer daran denken, daß ein Gewehr einen Rückstoß hat. Auch bei ungünstigen Schießpo- sitionen auf dem Hochsitz oder beim Liegend-Anschlag muß der Schaft fest an die Schulter gezogen werden, ferner soll der Augenabstand zum Okular nie kleiner als 5 cm besser 8 cm sein.
Die Anschlagsarten
Sitzend aufgelegt
Auf dem Schießstand lassen sich in der Regel optimale Voraussetzungen für das Präzisionsschießen schaffen. Auf dem Hochsitz oder im Ansitzschirm wird zwar im allgemeinen auch sitzend aufgelegt geschossen, aber dort findet man kaum ideale Bedingungen vor. Ein Hochsitz kann nun einmal nicht für alle Körpergrößen und Schießpositionen maßgeschneidert sein. Trotzdem bietet er die relativ besten Voraussetzungen für die Abgabe eines gezielten Schusses, sofern folgende Regeln beachtet werden:
- Der Vorderschaft soll nie direkt auf der Brüstung, sondern auf einer weichen Unterlage aufliegen,
- keinesfalls darf der Lauf die Brüstung berühren.
Werden diese Regeln nicht be- achtet, kommt es zu einem Prellschlag, der Hochschuß zur Folge hat.
Um das Gewehr ruhiger halten zu können, ist eine Armauflage zweckmäßig (quer gelegtes Brett oder Rundholz).
Stehend angestrichen
Im Revier ergibt sich diese Anschlagsart wohl am häufigsten bei der Pürsch. Denn bevor man einen Schuß stehend freihändig abgibt, wird man versuchen, das Gewehr an einem Baumstamm oder Ast anzulegen (anzustreichen), weil dadurch die Treffchancen erheblich verbessert werden. Im Gebirge ist der Bergstock, an den angestrichen wird, ein unentbehrliches Hilfsmittel.
Für den in der Ausbildung befindlichen Jäger ist der Anschlag stehend angestrichen besonders interessant, weil er so das Prüfungsschießen zu absolvieren hat. Der Schütze stellt sich mit leicht gespreizten Beinen so weit vor die Latte,daß er sich mit dem gestreckten Führungsarm (linker Arm bei einem Rechtsschützen) und etwas nach vorn geneigt an der Latte abstützen kann. Das Gewehr wird etwa in Schulterhöhe an der linken Seite der Latte (bei Rechtsschützen) in die Handkehlung zwischen Daumen und Zeigefinger gelegt, wobei der Vorderschaft die Latte nicht berühren darf. Durch Korrektur dieser Körperhaltung ist eine Position anzustreben, in der das Gewehr bei bequemer Kopfhaltung ohne nennenswerte Seiten- und Höhenbewegung gehalten werden kann.
Liegend freihändig
Dieser Anschlag wird selbst im Gebirge höchst selten angewendet, denn dort schießt man, insbesondere oberhalb der Baumgrenze, wenn irgendwie möglich , liegend aufgelegt oder am Bergstock angestrichen. Und in den übrigen Gebieten ist es meistens riskant , liegend zu schießen, weil durch die geringe Mündungshöhe das Geschoß sehr leicht mit dem Bewuchs in Berührung kommen kann. Diese Anschlagsart bleibt also fast ausschließlich dem Wettbewerbsschützen auf dem Schießstand vorbehalten; sie ist durch das freie Handgelenk und den freien Unterarm gekennzeichnet, es liegt nur der Ellenbogen auf.
Der Anschlag, so einfach er auch erscheinen mag, hat seine Tücken. Stützen nämlich die Arme und die Schulter das Gewehr nicht im richtigen Winkel zueinander ab, hat der Lauf immer eine Bewegungstendenz in einer Diagonalen zwischen links oben und rechts unten (beim Rechtsschützen). Durch Abstützen des Ellenbogens, senkrecht unter dem Gewehr und einer individuell zu erprobenden Haltetechnik, kann jedoch eine Stabilisierung der Gewehrlage erreicht werden.
Stehend freihändig
Für die meisten Jäger ist dies die schwierigste Anschlagsart, weil es nur schwer gelingt, die Waffe ruhig zu halten. Bei der Jagd wird stehend freihändig eigentlich nur bei der Pürsch (meist auf ein stehendes Wild) geschossen, und dies auch nur, wenn aus zeitlichen Grün- den oder wegen zu hohen Aufwuchses (Sträucher, hohes Gras, Getreide) eine günstigere Anschlagsart, wie z. B. sitzend oder kniend , nicht möglich ist.
Auf flüchtiges Wild (Drückjagden) wird demgegenüber fast ausschließlich stehend freihändig geschossen. Die Bewegungsabläufe der Waffe ähneln allerdings mehr dem Schießen mit der Flinte, deshalb wird im Zusammenhang mit der Jagd hier nur auf
Randbedingungen hingewiesen. Nicht immer wird durch Knacken oder Hetzlaut der Hunde das Anwechseln von Wild so rechtzeitig angekündigt, daß genügend Zeit bleibt, sich schußbereit zu machen. Andererseits ist es nicht möglich, unter Umständen stundenlang in höchster Konzentration am Dickungsrand auf einer schmalen Schneise zu stehen. Aber auch in derartigen Situationen muß eine rasche Schußbereitschaft gewährleistet sein. Dazu kann das Gewehr entsichert (aber nicht gestochen) in den Händen gehalten oder in die Ellenbeuge gelegt werden. Selbstverständlich ist dabei die Mündung nach unten und nicht zu dem Nachbarschützen gerichtet. Eine schnelle Schußfolge ist manchmal erforderlich, deshalb muß schnelles Repetieren bzw. Nachladen geübt werden. Dazu müssen die Patronen griffgünstig, am besten in der Manteltasche, untergebracht sein. Ist man nicht in der Lage, längere Zeit zu stehen, wird üblicherweise ein Sitzstock verwendet, der allerdings so hoch sein sollte,daß man schnell aufstehen kann. Wird ein Jungjäger zu einer Drückjagd eingeladen, darf er es nicht versäumen, sich vorher auf dem Schießstand auf dem „Laufenden Keiler"- Stand eine gewisse Schießfertigkeit anzueignen, und zwar mit der Waffe, die er auch bei der Jagd führen wird.
Bei DJV-Schießwettbewerben wird der „Stehende Überläufer" stehend freihändig geschossen . Zwei unterschiedliche Techniken sind üblich: der jagdliche Anschlag mit ausgestrecktem, leicht angewinkeltem Führungsarm und der sportliche Anschlag, bei dem der Ellenbogen des Führungsarmes auf dem Hüftknochen aufliegt. Dieser Anschlag bietet durch günstigere statische Verhältnisse die besseren Voraussetzungen für die Gewehrstabilisierung, ferner ermöglicht er ein längeres Zielen ohne Ermüdung des Führungsarmes. Im jagdlichen Anschlag erlahmt der Führungsarm relativ schnell, so daß das Gewehr nicht mehr ruhig gehalten werden kann . Bei Erreichen dieser Phase sollte man die Waffe absetzen und erst nach einer kurzen Entspannungspause erneut anschlagen.
Der „Laufende Keiler" ist eine sehr praxisnahe Disziplin beim jagdlichen Schießen. Die Schußdistanz beträgt 50m, die Scheibe bewegt sich in 2 Sekunden über eine 6m breite Schneise. Auch für diese Übung wird ein Zielfernrohr benutzt. Um ein größeres Sehfeld zu erhalten, sollte die Vergrößerung nicht zu groß gewählt werden (etwa 5- bis 6fach).
Nach dem Abruf geht der Schütze in Anschlag, wobei der Zielstachel in Höhe des Erschei- nungspunktes des Wurfes der Überläuferscheibe gerichtet ist und der rechte Bildrand des Ziel- fernrohres die Deckung tangiert. Dieses Zielverfahren hat den Vorteil,daß man sofort nach Er- scheinen der Scheibe das Gewehr in Bewegungungsrichtung mitziehen kann, das Ziel also nicht überholen muß, wodurch Zeit für Korrekturen verlorengeht. Das Vorhaltemaß richtet sich nach der Geschoßgeschwindigkeit, es beträgt bei Standardkalibern, wie z.B. 7x64, etwa 15 bis 20 cm.
Diese Schießtechnik läßt sich gut auf die Praxis übertragen, wenngleich dort selten Schießstandbedingungen anzutreffen sind. Die unterschiedlichen Wildgeschwindigkeiten und Fluchtwinkel sowie Schußentfernungen erfordern ein ständig neues Anpassen des Haltepunktes, und es bedarf großer Erfahrung und guter Schießfertigkeit, flüchtiges Wild sicher zu treffen.
Schießen mit der Flinte
Ebenso wie für das Schießen mit der Büchse, muß auch beim Flintenschießen das Handwerkszeug gewisse Bedingungen erfüllen. Dabei liegt bestimmungsgemäß der Schwerpunkt bei der Flinte, wenngleich auch eine kombinierte Waffe, wie Drilling oder Bockbüchsflinte, die Möglichkeit des Sehrotschusses bietet, allerdings überwiegend für den Gebrauch im Revier. Für das Wurftauben-
schießen sind diese Waffen kaum geeignet und auch nicht ausgelegt. Das schließt aber nicht aus, daß sie dort gelegentlich für das Übungsschießen eingesetzt wer- den können.
Flinten sind für das Schießen auf bewegliche Ziele konzipiert. Da eine Schußabgabe meistens sehr schnell erfolgen muß, ist die Schäftung, mehr noch als bei der Büchse, den individuellen Körpermerkmalen des Schützen an- zupassen, damit ein rasches Anschlagen gewährleistet ist. Neben der Schaftlänge, der Senkung, Schränkung und der Griffigkeit des Vorderschaftes ist die Balance - die Ausgewogenheit der Gewichtsverteilung - ein wichtiges Kriterium beim Kauf einer Flinte. Während die Schaftmaße durch eine Maßschäftung oder Schaftkorrekturen optimiert werden können, ist die Balance nachträglich kaum beeinflußbar.
Die technischen Anforderungen an eine Flinte (Abzüge, Ejektor, Treffpunktlagen der Läufe) wurden bereits im Ab- schnitt „Prüfung von Jagdwaffen" behandelt. Da beim Schrotschuß nicht im Sinne des Büchsenschusses gezielt wird, ist auch eine Visiereinrichtung nicht erforderlich. Dazu dient lediglich die Laufschiene. Alle anderen Hilfsmittel, wie Vorrichtungen, die auf dem Lauf befestigt wer- den, sind überflüssig, wenn man eine „saubere" Schießtechnik beherrscht. Noch eine Bemerkung zu denLäufen: Deren Trefferleistung sollte sowohl für die Anforderungen im Revier als auch für das Wurftauben- schießen ausgelegt sein (s. Kapitel 11: Auswahl von Waffen und Munition), damit ein Umgewöhnen an eine andere Waffe nicht zu erfolgen braucht. Da die Trefferleistung unabhängig von der Lauflänge ist, sollte diese von den Balanceverhältnissen abhängig gemacht werden. Eine Lauflänge von etwa 70cm hat sich unter allen Einsatzbedingungen als günstig erwiesen.
Im Revier wird die Kleidung den Witterungsbedingungen an- gepaßt. Ausrüstungsgegenstände wie Horn, Jagdtasche oder Hundeleine müssen dabei so getragen werden, daß die Handhabung der Waffe nicht beeinträchtigt wird.
Bei warmem Wetter wird auf dem Wurftaubenstand zweckmäßigerweise eine Schießweste und bei niedrigen Temperaturen eine Schießjacke getragen, die nicht zu leger sein sollten, um das Gleiten der Flinte nicht zu behindern. Um einen ausreichenden Vorrat Patronen unterbringen zu können, ist eine Patronentasche am zweckmäßigsten.
Das Wurftaubenschießen
Das jagdliche Wurftaubenschießen umfaßt die Disziplinen Trap, Skeet und Jagdparcoursschießen. Letzteres erfreut sich seit einigen Jahren zunehmender Beliebtheit, weil es sehr abwechslungsreich ist und zudem durch die Simulation von jagdnahen Situationen eine ausgezeichnete Übungsmöglichkeit für das Schießen im Revier bietet. Im Jagdparcours oder Schießgarten wird unter praxisnahen Bedingungen auf Flugziele (Wurftauben) und Bodenziele (Roll- oder Kipphase) geschossen.Das jagdliche Trap- und Skeetschießen ist von den gleichnamigen sportlichen Disziplinen abgeleitet. Beim Trapschießen befindet sich der Schütze 11m hinter der in ei- nem Unterstand installierten Wurfmaschine, die die etwa bierdeckelgroßen Asphaltscheiben (Wurftauben) in wechselnde Richtungen wirft. Ein Skeet- Wurftaubenstand besteht aus zwei unterschiedlich hohen Türmen (Hochhaus, Niederhaus), aus denen die Wurfmaschinen die Tauben in gleichbleibender Richtung abwechselnd oder gleichzeitig (Doubletten) werfen. Sieben Schützenstände sind auf einem Kreissegment angeordnet, die Schützen wechseln den Stand nach dem Beschießen von jeweils zwei Tauben (s. Abb. 190, 200).
Das Jägerprüfungsschießen auf bewegliche Ziele findet auf dem Trap-, Skeet- oder Kipphasenstand statt. Das Schießen mit Stahlschrot auf den Kipphasen ist wegen der Rückprallgefahr nicht zugelassen.Einige grundlegende Dinge der Schießtechnik haben aber für alle Disziplinen Allgemeingültigkeit:
- Der jagdliche Anschlag umfaßt
zwei Phasen:die „Konzentrationsphase", in der sich der Schütze auf das Erscheinen der Taube vorbereitet und konzentriert. Dabei hält der Schütze die Flinte mit leicht nach vorn geneigtem Oberkörper so, daß der Schaft den Hüftknochen berührt und die Laufmündung etwas über Augenhöhe bleibt. Beide Füße stehen ganzflächig in normaler, bequemer Stellung nur et- was gegeneinander abgewinkelt auf der Grundplatte, wo- bei das Gewicht überwiegend auf dem linken Fuß ruht.
Nur bei stärkerer Rechtsdrehung des Körpers oder bei Steilschüssen nach oben (Überkopftauben) wird das Gewicht auf den rechten Fuß verlagert. Diese Grundhaltung läßt natürlich einen gewissen Spielraum zu. Ein Grundsatz sollte aber immer beachtet werden:
Die Körperhaltung soll gelockert und bequem sein, niemals unnatürlich und verkrampft.
In der zweiten Phase wird die Taube durch Absenken der Laufmündung in Kinnhöhe ,,abgewinkt" (s. Abb. 192). Sobald der Lauf diese Lage erreicht hat und stillsteht, wird die Taube ausgelöst. Hier kommt es auch bei erfahrenen Schützen immer wieder zu Mißverständnissen, weil das Anzeigen der Schußbereitschaft nicht eindeutig ist. Die Folge sind zu früh oder zu spät ausgelöste Tauben. Vermeiden Sie daher unnötige Schlenkerbewegungen mit der Flinte, signalisieren Sie dem Auslöser unmißverständlich durch Ihr Verhalten, daß Sie jetzt die Taube erwarten.
Das beschriebene Abwinken gilt allerdings nur für den Trap- stand mit 15 Wurfmaschinen und für die Skeetstände 1 und 7. Bei Trapständen mit einem Wurftaubenautomaten wird der Lauf immer in Richtung des Erscheinungspunktes der Tauben gehalten. Für das Skeetschießen von den Ständen 2 bis 6 gilt folgende Regel: In der „Konzentrationsphase" ist der Lauf auf den Bereich zu richten, in dem die Taube beschossen werden soll,darauf ist auch die übrige Körperhaltung einzustellen. Zum Abwinken wird der Lauf unter gleichzeitigem Absenken bis etwa 3 m vor den jeweiligen Wurfturm geschwenkt. In dieser Stellung wird die Taube erwartet.
- Beim sportlichen Trapschießen wird die Taube im Voranschlag erwartet und abgerufen. Körper- und Fußhaltung entsprechen etwa dem jagdlichen Anschlag, lediglich die Flinte be- findet sich beim Erscheinen derTaube bereits im Anschlag. Diese Anschlagsart ist weder für das jagdliche Wurftauben- schießen noch für das Schießen im Revier von Bedeutung.
- Erst wenn die Taube sichtbar ist, darf die Waffe angeschlagen werden. Der Bewegungsablauf beim Anschlagen ist für das Treffen ausschlaggebend und praktisch der Schlüssel zum Erfolg. Die Flinte wird mit beiden Händen gleichzeitig angehoben, indem sie nahe am Körper auf kürzestem Weg nach oben gleitet. Die rechte Hand führt den Schaft zur Schulter,die linke dirigiert den Lauf in Richtung des Zieles. In der Schlußphase dieser beiden Bewegungen, die annähernd gleichzeitig beendet sein sollen, liegt der Schaft so an der Wange an, daß Sie mit dem rechten Auge über die Mitte der Laufschiene blicken. Das Anschlagen der Waffe muß schnell erfolgen,es soll harmonisch-fließend sein, also nicht hastig und ruckartig. Während des Inanschlagbringens der Flinte wird die Körper- Grundhaltung nicht verändert. Die Flinte wird zum Kopf bewegt, niemals umgekehrt (s. Abb. 203a-d)!
Dem Anfänger wird dieser Bewegungsablauf sicher kaum auf Anhieb gelingen. Aber er kann ihn, auch ohne zu schießen, durch „Trockenübungen" trainieren, indem er die Flinte zunächst bewußt langsam und nach Erreichen einer gewissen Sicherheit immer schneller anschlägt.
Fleißiges und regelmäßiges Üben lohnt sich, denn ,,sitzt" der Anschlag einmal, stellt sich auf dem Schießstand das Treffen beinahe von selbst ein.
- Mit der Flinte wird jedoch auf bewegliche Ziele geschossen, und deshalb reicht ein perfekter Anschlag und das schnelle Anvisieren des Zieles nicht aus, um dieses auch zu treffen. Von der Betätigung des Abzuges bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Sehrotgarbe den Zielbereich erreicht, vergeht eine gewisseZeitspanne, in der sich das Ziel aber weiterbewegt hat. DieserWeg muß durch das Vorhalten ausgeglichen werden. Dabei ist das Vorhaltemaß abhängig von der Geschwindigkeit und dem Flugwinkel des Zieles sowie der Schußentfernung. Das Vorhaltemaß muß also immer den jeweiligen Gegebenheiten angepaßt werden. Das klingt sehr kompliziert, ist es aber durch die Anwendung einer be- stimmten Schießtechnik durchaus nicht.
Damit die Taube nicht gesucht werden muß - dadurch geht Zeit verloren - blickt man beim Trapstand in den meistens gekennzeichneten Bereich, unter dem die Taube erscheint und beim Skeetschießen auf die jeweilige Wurfluke. Dies ermöglicht ei- ne rasche Zielerfassung und somit kurze Reaktionszeit. Erscheint die Taube, wird die Flinte schon während des Anschlagens in die Flugrichtung geführt, auf der Flugbahn wird vorgeschwungen, die Taube wird überholt und dann geschossen. Das sich dadurch er- gebende Vorhaltemaß ist natürlich von der Überholgeschwindigkeit abhängig, die deshalb möglichst gleich sein sollte. Diese Methode des Überholens und des Vorschwingens, hat den Vorteil, daß das Vorhaltemaß automatisch der Situation angepaßt wird. Zunächst wird ein ungeübter Schütze dazu neigen, auf die Taubezuschießen,was zwangsläufig einen Fehlschuß zur Folge hat. ,,Kleben" Sie also nicht an der Taube, sondern überholen Sie diese zügig, ohne dann im Schuß anzuhalten. Trotzdem werden Sie viel Munition und Zeit aufwenden müssen, bis Sie ein Gefühl für das richtige Vorschwingen der Flinte bekommen.
Das Schießen im Revier
Die Grundtechniken des Wurftaubenschießens lassen sich zumindest auf die Flugwildjagd ohne weiteres übertragen. Natürlich bietet das Revier ständig wechselnde Situationen hinsichtlich der Entfernung und Flugrichtung des Wildes und nicht zu- letzt auch der „Flugschneisen". Und hier erweist sich auch, daß sich nicht jeder gute Wurftaubenschütze im Revier mit seinen Schießkünsten bewährt. Der Grund dafür dürfte die zu einseitige Ausrichtung auf das Trap- und Skeetschießen mit dessen relativ enger Variationsbreite sein. Wie schon erwähnt, bietet der Jagdparcours ein ideales Übungsfeld, insbesondere, wenn er auch mit Bodenzielen ausgestattet ist. Denn hier scheiden sich erneut die Geister: so mancher gute Flugwildschütze macht bei Hasenjagden eine klägliche Figur. Während er bei schnellen Fasanen vorschwingt, kann er sich vom Hasen nicht weit genug lösen und schießt deshalb hinten vorbei.Der Kipphase ist kein be- sonders geeignetes Übungsobjekt, weil die Geschwindigkeit und Laufrichtung nicht variabel sind. Ein richtig angelegter, vernünftig eingestellter und gut gepflegter Rollhasenstand bietet weitaus bessere Möglichkeiten zur Vervollkommnung der Schießfertigkeit auf Bodenziele. Es sollten mehrere Schützenstände vorhanden sein, die das Schießen aus unterschiedlichen Positionen ermöglichen. Ferner sollten die Schneisen nicht zu schmal und die Hasenscheiben nicht zu schnell eingestellt sein. Und schließlich muß auch darauf geachtet werden, daß die Rollbahn eben und sauber ist, damit die „Hasen" keine Luftsprünge machen. Die sichere Handhabung der Waffe und ein unter allen Bedingungen optimaler Anschlag sind auch im Revier unabdingbare Voraussetzungen für ein erfolgreiches Jagen.
Persönlicher Schallschutz
Der Schießlärm steht zwar nur in einem indirekten Zusammenhang mit der Schießtechnik, weil ein lauter Knall ebenso wie ein starker Rückstoß zum „Mucken" bei der Schußabgabe führen kann, dennoch soll und darf diese unangenehme und gefährliche Begleiterscheinung beim Schuß nicht unerwähnt bleiben.
Gelegentliche Schußknalle, wie z.B. bei der Jagd, führen in der Regel nicht zu bleibenden Gehörschäden, sondern nur zu einer vorübergehenden Vertaubung des Ohres. Auf einem Schießstand mit häufig wiederholter Knalleinwirkung kommt es jedoch zu einer permanenten Beeinträchtigung des Hörvermögens, wenn das Ohr nicht geschützt wird. Dabei ist nicht nur der Schütze selbst gefährdet,son- dem auch die Nachbarschützen, Ausbilder, Prüfer, Richter, Helfer usw. Der Personenkreis, der sich im Nahbereich des Schützen aufhält, muß sich also ebenfalls in geeigneter Weise vor der Schußknalleinwirkung schützen. Die Möglichkeiten reichen von Gehörschutzwatte über Stöpsel bis zu Gehörschutzkapseln.
Das Tragen eines Gehörschutzes ist keine übertriebene Vorsicht, sondern eine vor- beugende Maßnahme zur Erhaltung der Gesundheit.
Schießen mit der Kurzwaffe
Dem Jäger wird vom Gesetzgeber der Erwerb von zwei Kurzwaffen ohne besonderen Be- dürfnisnachweis zugestanden. Dahinter steht die Anerkennung der Notwendigkeit, daß er in bestimmten Situationen auf eine Kurzwaffe angewiesen ist. Gemeint ist damit vor allem der Fangschuß auf Schalenwild. Ferner läßt sich die Kurzwaffe zur Bau- und Fallenjagd einsetzen sowie als Selbstverteidigungswaffe in Notwehrfällen.
Dem Jäger soll nicht empfohlen werden, jede Nachsuche nur mit der Kurzwaffe anzu- treten. Sie soll speziellen Fällen vorbehalten bleiben. Es gilt die Regel, daß in jeder Si- tuation, in der eine Langwaffe eingesetzt werden kann, die Kurzwaffe fehl am Platz ist.
Der Fangschuß
Die Sache mit dem Fangschuß mit der Kurzwaffe wird vielleicht falsch verstanden. Das verweist die Kurzwaffe auf ihren eigentlichen, typischen Einsatzbereich, den beschränkten Raum oder das Fehlen einer Langwaffe, mit anderen Worten, auf den Fangschuß in der bürstendichten Dickung, in der nicht genügend Bewegungsfreiheit für den Einsatz einer Büchse ist oder das unvorhergesehene Zusammentreffen mit krankem Wild.
Gefährlich und unfallträchtig kann die Kurzwaffe nur durch den Mensch werden, der sie falsch bedient.
Psychologische Hindernisse beim Schießen mit der Kurzwaffe
Die Kurzwaffe wird von den meisten Menschen als ein besonders gefährlicher und unfallträchtiger Gegenstand angesehen. Das stimmt nur bedingt. Sie ist ein technisches Gerät,das wie andere auch,einer zweckentsprechenden und sicheren Handhabung bedarf.
Gerade bei der Kurzwaffe muß sich der Jungjäger bemühen,Vorurteile über Bord zu werfen und ein natürliches Verhältnis zu seiner Waffe zu erwerben. Das geht nur über ein genaues Verständnis ihrer Funktionen und durch in intensiver Übung erworbene schlafwandlerische Sicherheit bei der Beherrschung aller Handgriffe an und mit der Waffe.
Was für die sichere Handhabung von Waffen allgemein gilt, das gilt in besonderem Maße für das Schießen mit der Kurzwaffe. Die Waffe ist verhältnismäßig leicht, recht kurz und für das Schießen mit einer Hand ausgelegt. Die Visierlinie ist viel kürzer als bei der Büchse, wodurch das präzise Zielen erschwert wird.
Schließlich verursacht der kurze Lauf einen unangenehmen lauten Knall, und je nachdem welches Kaliber man schießt, schrecken den Schützen ein ungewohnter Feuerblitz und ein schmerzhafter Rückstoß des vielleicht scharfkantigen Griffstückes in der Handgabel. Schließlich schlägt der Rückstoß die Waffe mit der Schießhand so weit aus der Richtung, daß ein erneutes Abkommen auf dem Ziel oft beträchtliche Zeit in Anspruch nimmt.
Praktische Schwierigkeiten
Wer zum ersten Mal eine geladene Kurzwaffe in die Hand nimmt und damit auf ein Ziel in Anschlag geht, wird unweigerlich feststellen, daß das Schießen damit gar nicht so einfach ist. Mit einer Büchse, deren Schaft man fest in die Schulter setzen und die man mit beiden Händen gut festhalten kann, geht das jedenfalls erheblich besser.
Die natürliche Nervosität verstärkt noch das durch die krampfhafte Umklammerung des Griffstückes bedingte Zittern, so daß Ziel und Visierung einfach nicht übereinstimmen wollen. Die Erwartung von Knall, Blitz und Rückstoß trägt auch nicht zur Beruhigung bei, so daß der Schütze schließlich anfängt, die Schüsse immer dann auszulösen, wenn die Visierlinie einmal auf das Ziel zeigt, um enttäuscht festzustellen, daß die Scheibe nur ab und zu einmal getroffen wird. Mal staubt es vor ihr im Sand, mal fliegen vom Scheibenrahmen die Splitter davon, mal läßt sich gar nicht erkennen, wo die Schüsse hingegangen sind.
Wer so anfängt, wird bald enttäuscht sein. Er hat sicher keine Ahnung, wieviele grundlegende Fehler er gemacht hat, die jeden erzielten Treffer zum reinen Zufall werden lassen. Entweder wirft er endgültig, in Abänderung des bekannten Sprichwortes, die Pistole bzw. den Revolver ins Korn, oder er übt verbissen weiter und beginnt einen sehr langwierigen Lernprozeß, der mit einem riesigen Munitionsverbrauch verbunden ist.
Was wollen wir erreichen?
Es wäre besser, den Anfänger von Beginn an entsprechend vorzubereiten und gleich auf den richtigen Weg zu bringen. Die kommenden Sätze sind der alleinige Schlüssel zum Erfolg, vorausgesetzt, sie sind gedanklich verstanden und werden ganz konsequent befolgt. Bevor der erste scharfe Schuß abgegeben wird, sollte man sich darüber klar sein, daß über Erfolg und Mißerfolg beim Schießen zu neunzig Prozent vorher im Kopf des Schützen entschieden wird.
Rollen wir also unser Problem einmal auf! Was wollen wir treffen; welche Anforderungen werden an uns gestellt?
Wir wollen keine Olympiade und keine Weltmeisterschaft betreiben. Wir wollen erreichen , daß wir in allen Situationen auf eine Entfernung von 5 m ein Ziel von der Größe einer Untertasse sicher treffen.
Wenn wir das schaffen, haben wir als Jäger alles, was wir für unsere Zwecke brauchen.
Die Kurzwaffe als Zweihandwaffe
Die Kurzwaffe ist für das Schießen mit einer Hand konstruiert. Wir haben bereits gemerkt, wie schwierig das ruhige Halten der Waffe ist. Nervosität und mangelnde Übung behindern uns erheblich. Also erklären wir hiermit unsere Kurzwaffe zur Zweihandwaffe und schießen grundsätzlich bei jeder Gelegenheit, bei der wir die zweite Hand zur Unterstützung frei haben , beidhändig.
Das beidhändige Schießen
Das wird so gemacht, daß die Schießhand die Waffe fest , aber nicht krampfhaft umfaßt, wobei der Lauf möglichst genau in die gleiche Richtung zeigt wie der Unterarm. Der Schießarm wird voll ausgestreckt, und die freie Hand unterstützt entweder die Schießhand oder die Waffe.
Es gibt mehrere Möglichkeiten. Entweder umgreift die freie Hand von vorn die Finger der Schießhand, oder die Schußhand stützt sich mit der Waffe auf die Handfläche der freien Hand auf. Bei moderneren Pistolentypen ist die Vorderseite des Abzugsbügels so geformt, daß der Zeigefinger der freien Hand dort angehängt werden kann. Und mancher findet es vorteilhaft, mit der freien Hand das Handgelenk der Schießhand zu umklammern.
Die Verbindung der beiden Hände soll nicht übertrieben krampfhaft sein, soll aber über die beide Arme und die Schultern des Schützen ein verwindungssteifes Dreieck als Träger für die Waffe bilden. Aus dieser Position läßt sich sogar sehr gut mit der Abzugsspannung schießen.
Richtig visieren
Nachdem wir die Waffe so sicher, ohne zu zittern und zu wackeln , halten können , müssen wir über das Zielen sprechen. Hier hat der oben zitierte Anfänger einen zwar verzeihlichen, aber doch entscheidenden Fehler gemacht. Er hat nämlich scharf auf das Ziel gesehen anstatt auf seine Visierung.
Beim Schießen über das offene Visier steht man vor dem Problem, drei Punkte, nämlich Visier, Korn und Ziel gleichzeitig scharf zu sehen, was in idealer Weise nie gelingt. Der Schütze versucht, in schnellem Wechsel entweder die Visierung oder das Ziel scharf zu sehen, was sehr ermüdend und umständlich ist. Schließlich konzentriert er sich auf das Ziel, weil ihm das wichtiger zu sein scheint, und das ist falsch.
Es ist gerade bei der kurzen Visierlinie der Kurzwaffe von entscheidender Bedeutung, die Visierung scharf zu sehen und ein perfektes Visierbild einzustellen. Wie undeutlich das Visier dabei erscheint, ist von untergeordneter Bedeutung. Man muß sich einfach dazu zwingen, aber der Fehler, der durch ein nicht einwandfrei zentriertes Visierbild entsteht, ist sehr viel größer als der Fehler, der dadurch entsteht, daß man beim Ziel nicht ganz auf die richtige Stelle hält.
Kontrolliert abziehen
Wie findet man aber jetzt ein gutes Abkommen, wo doch die Visierung auf dem Ziel nicht zur Ruhe kommen will? Um es gleich zu sagen, der Mensch ist noch nicht geboren, der die Kurzwaffe so lange Zeit absolut ruhig halten kann, bis der Abzug ganz durchgezogen ist und der Schuß bricht. Trösten wir uns damit, daß auch der Weltmeister im Pistolen- schießen das nicht kann!
Wir helfen uns damit , daß wir bewußt nicht versuchen, auf einen bestimmten Punkt abzukommen, denn das verleitet dazu, den Abzug schnell durchzureißen, wenn die Visierung auf diesen Punkt zeigt.
Das war der zweite Fehler,den der Anfänger oben gemacht hat. Bei einer schnellen Bewegung des Abzugsfingers bewegen sich ungewollt andere Muskeln der Hand und des Armes mit und bringen dadurch die Waffe aus der Richtung. Bei einer gut festgehaltenen Büchse kann das Reißen am Abzug noch einen brauchbaren Treffer liefern , bei der Kurzwaffe geht es hoffnungslos vorbei.
Kontrolliert abziehen heißt, den Druck auf den Abzug während des Zielens allmählich so lange zu verstärken, bis der Schuß sich löst.
Man muß also das Zielen und das langsam-stetige Durchdrücken des Abzuges bis zum Schuß koordinieren.
Das geschieht, indem man sich auf dem Ziel nicht einen Abkommenspunkt, sondern einen Abkommensbereich auswählt, der annähernd rund und so groß ist, daß die Visierung bei allen Bewegungen innerhalb dieses Bereiches für die Zeit bleibt, die man zum Abziehen braucht.
Man blickt also auf die Visierung, stellt sie optimal scharf ein und versucht, so lange in dem gewählten Abkommensbereich hin und her zu wandern, bis der Fingerdruck den Abzugswiderstand überwunden hat und der Schuß bricht. Geht die Visierung aus dem Bereich heraus, muß der Druck auf den Abzug so lange unverändert gehalten werden,
bis sie in den Bereich zurückgewandert ist.
Wenn man so verfährt, und den Abzug so durchzieht, daß man vom Schuß überrascht wird , sitzt die Kugel garantiert innerhalb des gewählten Bereiches. Der Rest ist Übungssache. Je mehr Übung, um so kleiner kann der Abkommensbereich gewählt werden.
Übrigens, der Weltmeister schießt nach der gleichen Methode, nur ist bei ihm durch langes intensives Training der Abkommensbereich sehr klein geworden.
Ein Jäger kann zufrieden sein, wenn seine Schüsse auf 5 m Entfernung in einer Untertasse sitzen. Wird durch fleißiges Üben erreicht, daß die Öffnung einer Kaffeetasse jedesmal getroffen wird, ist das eine ausgezeichnete Leistung.
Trockentraining
Es wird dringend empfohlen, sich vor dem ersten Schießen ganz intensiv mit der Handhabung der Waffe und mit ihrer Funktion zu befassen. Wer die Waffe nicht perfekt beherrscht und nicht genau weiß, wie die einzelnen Teile zusammenwirken, kann nur Unheil anrichten. Man kann alles ausgiebig zu Hause im Zimmer üben, einschließlich der Anschlag-, Ziel- und Schießübungen (mit Exerzierpatronen). Auf gar keinen Fall darf bei den Übungen scharfe Munition in der Nähe sein! Wenn vorhanden, wird diese am besten außer Reichweite gebracht und eingeschlossen! Sodann besteht kein Hinderungsgrund mehr, ausgiebig auf ein Ziel an der Zimmerwand zu üben.
Stellen Sie dabei fest, daß die Visierung schlecht zu sehen ist, bringen Sie farbige oder weiße Markierungen auf Visier und Korn an. Paßt das Griffstück schlecht in die Hand beschaffen Sie einen Spezialgriff, den es für fast alle Waffenmodelle im Handel gibt.
Trageweise der Kurzwaffen
Die Kurzwaffe soll so getragen werden, daß sie vor schädlichen Einflüssen geschützt ist. Ferner soll sie unauffällig, nicht unbequem und gut erreichbar sein.
In der Jacken-, Mantel- oder Hosentasche ist sie nicht gut geschützt und nicht unbedingt sicher. Dort kann sie allenfalls vorübergehend in einem Zustand erhöhter Zugriffsbereitschaft aufbewahrt werden.
Deshalb sollte man für das Tragen der Kurzwaffen ein geeignetes Holster beschaffen, in dem die Waffe am Gürtel oder in einem Schulterholster getragen werden kann. Holster gibt es in reichlicher Auswahl, oberster Grundsatz dabei sollte sein, daß die Waffe gegen Herausfallen gesichert ist und sich kein Schuß unbeabsichtigt lösen kann.
Im Zusammenhang mit der Trageweise stellt sich die Frage, in welchem Ladezustand eine Kurzwaffe im Revier getragen wird. Nur Pistolen mit innen liegendem Hahn ohne Spannabzug werden unterladen geführt, d. h. im Patronenlager befindet sich keine Patrone, das gefüllte Magazin kann sich aber in der Waffe befinden. Alle anderen im Jagdbetrieb üblichen Kurzwaffen können geladen geführt werden, selbstverständlich mit entspanntem Hahn oder mit dem Hahn in der Sicherheitsrast - falls vorhanden.
Für die einheitliche Aus- und Fortbildung im jagdlichen Schießen, aber auch für Leistungs- und Vergleichswettbewerbe hat der Deutsche Jagdschutzverband eine Schießvorschrift herausgegeben. Die Schießvorschrift ist im Verlag Dieter Hoffmann, Mainz- Ebersheim, erschienen und kann von dort bezogen werden.
