Grundlagen Schalenwild

Systematik der Tierwelt

Die Tierwelt wird in verschiedene Klassen unterteilt, wie zum Beispiel Säugetiere, Vögel, Fische, Reptilien, Amphibien und Insekten.

Innerhalb der Klassen gibt es verschiedene Ordnungen: Zum Beispiel bei den Säugetieren: Paarhufer, Raubtiere, Nagetiere, Hasentiere und andere. Diese Ordnungen können weiter in Unterordnungen aufgeteilt werden, beispielsweise werden die Paarhufer in Wiederkäuer und Nichtwiederkäuer unterteilt.

Die Unterordnungen werden dann in Familien unterteilt: Bei den Wiederkäuern gibt es zum Beispiel die Cerviden (Geweihträger) und die Boviden (Hornträger). Manche Familien können weiter in Unterfamilien untergliedert werden, wie bei den Cerviden in echte und unechte Hirsche.

Die Familien werden schließlich in Arten unterteilt: Bei den Cerviden gibt es zum Beispiel Rotwild, Sikawild, Damwild und Rehwild.

Die Art ist die kleinste Einheit in der biologischen Systematik und wird als Gruppe von Individuen definiert, die miteinander fruchtbare Nachkommen zeugen können.

Tiere und Naturschutz

Alle wildlebenden Tiere unterliegen dem Naturschutz. Tiere, die dem Jagdrecht unterliegen, werden als Wild bezeichnet, bleiben jedoch ebenfalls vom Naturschutz erfasst.

Grundlagen Haarwild Systematik der Tierwelt Select an Image

Definition Wild

Wild: Tiere die dem Jagdrecht unterliegen

Haarwild: Säugetiere die dem Jagdrecht unterliegen

Federwild: Vögel die dem Jagdrecht unterliegen

Schalenwild: Paarhufer, die dem Jagdrecht unterliegen

Merkmale der Säugetiere

  • Lebendgebärend
  • Jungtiere werden gesäugt
  • Haut mit Haaren bedeckt (Fell)
  • Zwerchfell trennt Brust- und Bauchhöhle
  • Vorhandensein einer Harnblase
  • Schädelskelett mit unterschiedlichen Zahnarten

Merkmale der Vögel

  • Legen Eier
  • Werden nicht gesäugt
  • Besitzen Federn
  • Kein Zwerchfell
  • Keine Harnblase
  • Hornschnabel anstelle von Zähnen
  • Kloake

Einteilung der Säugetiere nach Fortbewegungsart

  • Zehenspitzengänger (z.B. Schalenwild)
  • Zehengänger (z.B. Hund, Katze)
  • Sohlengänger (z.B. Dachs, Bär)
  • Halbsohlengänger (z.B. Waschbär)

Lage der inneren Organe

In der Brusthöhle befinden sich das Herz und die Lunge.

Die Bauch- und Beckenhöhle enthält den Pansen, die Milz, den Darm, die Leber, die Nieren, die Geschlechtsorgane und die Harnorgane.

Die Brusthöhle und die Bauchhöhle werden durch das Zwerchfell voneinander getrennt.

Wiederkäuer

Alle Schalenwildarten außer Schwarzwild

Wiederkäuergebiss

Zahnarten allgemein - alle Säugetiere:

  • Schneidezähne (zunächst als Milchzähne, später als Dauerzähne)
  • Eckzähne (zunächst als Milchzähne, später als Dauerzähne)
  • Prämolare (vordere Backenzähne, zunächst als Milchzähne, später als Dauerzähne)
  • Molare (hintere Backenzähne, kommen direkt als Dauerzähne)

Kennzeichen des Wiederkäuergebisses:

  • Im Oberkiefer keine Schneidezähne (nur eine Gaumenplatte)
  • Im Oberkiefer teilweise Eckzähne („Grandeln“ bei Rot- und Sikawild)
  • Im Unterkiefer ist der Eckzahn zu einem vierten Schneidezahn umgebildet
  • Große Lücke zwischen Schneide- und Backenzähnen
  • Hochkronige Backenzähne mit tiefen Furchen (Kunden)
  • 32 Zähne (ohne Grandeln) oder 34 Zähne (mit Grandeln)

Zahnformel

  • 32 Zähne: Rehwild, Elch, Damwild, Boviden (Wisent, Steinwild, Muffelwild, Gamswild)
  • 34 Zähne: Rotwild, Sikawild

Die Zahnformel bezieht sich immer nur auf eine Kieferhälfte. Die Gesamtanzahl der Zähne ist daher zu verdoppeln!

Altersschätzung anhand der Zähne:

  • Nach dem Erscheinen aller Dauerzähne kann das Alter vorsichtig anhand des Abschliffs der Backenzähne geschätzt werden.
  • Sobald die Furchen (Kunden) am ältesten Dauerzahn (M1) verschwinden, ist das sogenannte Reifealter erreicht: beim Rotwild etwa mit 10 Jahren, beim Rehwild etwa mit 6 Jahren.

Altersbestimmung anhand der Backenzähne bei Wiederkäuern:

  • Erscheinen der Molaren: z.B. Rotwild M1 mit etwa 6 Monaten, M2 mit 18 Monaten, M3 mit etwa 31 Monaten
  • Wechsel des dritten Prämolaren (wissenschaftlich korrekt ist es der P4, da der eigentliche P1 fehlt) vom dreiteiligen Milchzahn zum zweiteiligen Dauerzahn: z.B. beim Rotwild mit etwa 24 Monaten
  • Zahnzementzonenverfahren (nur für wissenschaftliche Zwecke)
  • Arabische Ziffern = Milchzähne.
  • Römische Ziffern = Dauerzähne.

Wiederkäuermagen

Nahrungsaufnahme und Verdauung: Die Nahrung wird zunächst im Äser grob zerkleinert und mit Speichel vermischt. Danach gelangt der Nahrungsbrei in den Pansen, der als Sammelkammer dient. Dort wird die Nahrung mithilfe von Mikroorganismen (Bakterien und Flimmertierchen) in einem Gärprozess aufgeschlossen und umgebaut. Vom Pansen gelangt die Nahrung in den Netzmagen, wo sie sortiert und zu Ballen geformt wird. Grobe Nahrungsbestandteile werden aufgeschluckt, erneut im Äser gekaut und gründlich mit Speichel vermengt. Über die Schlundrinne gelangt der Nahrungsbrei nun in den Blättermagen, wo vor allem Wasser entzogen wird. Im Labmagen, dem eigentlichen Magen, wird die Nahrung mit Verdauungssekreten weiter aufgespalten. Über den Pförtner gelangt die Nahrung dann in den Dünndarm, wo eine weitere Zersetzung und die Aufnahme der Nährstoffe über die Darmwände ins Blut erfolgt. Die Nahrungsreste werden schließlich über den Dickdarm als Losung ausgeschieden.

Funktionen der einzelnen Mägen:

  • Pansen: Sammel- und Gärkammer mit Pansenzotten und Verdauungsbakterien
  • Netzmagen: Sortierung und Bildung von Nahrungsballen (Aufschlucken und Wiederkäuen grober Nahrungsbestandteile)
  • Blättermagen: Entzug von Wasser und Mineralstoffen
  • Labmagen: Aufspaltung der Nahrung = Verdauung
Wiederkäuer – Verdauung
Wiederkäuer – Verdauung
Wildwiederkäuermagen - Nahrungsweg
Wildwiederkäuermagen - Nahrungsweg

Hauptäsungstypen bei Wiederkäuern

Wiederkäuer werden je nach ihren Äsungsgewohnheiten in verschiedene Typen unterteilt:

Konzentratselektierer:

  • Reh- und Elchwild
  • Haben ein geringes Pansenvolumen
  • Benötigen leicht verdauliche, faserarme und eiweißreiche Nahrung
  • Benötigen energiereiche Nahrung, wie z.B. Knospen, mit hohem Nährstoff- und Mineralgehalt

Raubfutterfresser:

  • Muffel- und Steinwild
  • Besitzen ein großes Pansenvolumen
  • Können schwer verdauliche, faserreiche und eiweißarme Nahrung verarbeiten
  • Verwerten energiearme Nahrung, wie z.B. Heu

Mischäser:

  • Rot-, Dam-, Sika- und Gamswild

Cerviden und Boviden

Unterscheidungsmerkmale

Cerviden (Geweihträger)

  • Kopfschmuck besteht aus Knochensubstanz, hauptsächlich Kalk
  • Nur männliche Tiere tragen ein Geweih
  • Geweih wächst an den Spitzen
  • Jährliches Abwerfen und Neubilden (Schieben) des Geweihs
  • Keine Gallenblase in der Leber

Boviden (Hornträger)

  • Kopfschmuck besteht aus Hornmasse, eine Bildung der Haut wie Haare
  • Beide Geschlechter tragen in der Regel Hörner
  • Hörner wachsen an der Basis
  • Kein Abwerfen der Hörner
  • Lebenslanges Wachstum der Hörner
  • Gallenblase in der Leber vorhanden

Unterteilung der Cerviden

Die Cerviden werden anhand der Entwicklung der Mittelhandknochen in Echt- und Trughirsche unterteilt. Bei Echthirschen sind der zweite und fünfte Mittelhandknochen noch als obere und untere Reste vorhanden. Bei Trughirschen sind nur noch die unteren Reste dieser Knochen vorhanden. Der erste Mittelhandknochen ist bei beiden Gruppen verschwunden. Der dritte und vierte Mittelhandknochen sind bei beiden stark verlängert und bilden eine starre Säule, das sogenannte Kanonenbein (Röhrenknochen).

Echthirsche:

  • Besitzen eine Tränengrube
  • Erstes Geweih im zweiten Lebensjahr
  • Beispiele: Rotwild, Damwild, Sikawild

Trughirsche:

  • Ohne Tränengrube
  • Erstes Geweih im ersten Lebensjahr
  • Beispiele: Rehwild, Elchwild
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