Wisent

Der Wisent ist das größte und schwerste heute noch lebende Wildtier Europas. Dieses urige Wildrind, das einst weite Teile Eurasiens bewohnte, wurde bis zum 19. Jahrhundert nahezu ausgerottet. Dank der Bemühungen europäischer zoologischer Gärten konnten einige Exemplare aus den Restbeständen Polens und Russlands gerettet und reinblütig weitergezüchtet werden. Alle heute lebenden Wisente stammen von nur 13 Tieren ab. Im Jahr 1952 wurden die ersten Wisente wieder in die freie Wildbahn entlassen. Bis 1980 gab es in Russland und Polen bereits wieder 24 Herden, die größten im Bialowieza-Nationalpark. Aufgrund der steigenden Bestände und um übermäßige Schäden zu vermeiden, wurde in einigen Gebieten die jagdliche Nutzung notwendig.

Das einfarbig braune Haar wird zweimal jährlich gewechselt. Das Winterhaar, das eine dichte Unterwolle aufweist, fällt im Frühjahr in großen Fetzen ab und wird durch die kurze, glatte Sommerdecke ersetzt. Im Herbst verläuft der Haarwechsel unauffälliger. Auffällig sind der lange Kinnbart, die Mähne im Nackenbereich und an der Wamme. Der Schwanz hat eine lange Quaste.

- Schulterhöhe: 180-200 cm

- Länge: 250-300 cm

- Gewicht: bis etwa 900 kg

Beide Geschlechter tragen Hörner. Bullen erkennt man leicht am mächtigen Vorschlag. Pinsel und Kurzwildbret sind deutlich sichtbar.

Wie alle Wildrinder ist der Wisent ein Herdentier. Muttergruppen werden von einer alten Kuh angeführt, während Bullen manchmal in reinen Männchengruppen leben. Alte Bullen leben oft als Einzelgänger.

Im Gegensatz zu seinem nahen Verwandten, dem amerikanischen Bison, der in den Steppen lebt, ist der Wisent ein Waldrind. Er bevorzugt zusammenhängende, unterholzreiche Misch- und Laubwälder.

Die Brunft des Wisents findet im August und September statt, wenn die Bullen zu den Mutterherden stoßen. Nach einer Tragzeit von 250 bis 270 Tagen setzt die Kuh meist ein Kalb (selten zwei). Bullen werden erst mit 8 Jahren, Kühe bereits mit 2 Jahren geschlechtsreif. Wisente können ein seltenes Höchstalter von etwa 27 Jahren erreichen.

Der Wisent ernährt sich von Gräsern, Kräutern, Zweigen und Rinde. Weichhölzer und Nadelbäume werden geschält.

In Polen und Russland werden Wisente inzwischen wieder bejagt, meist im Rahmen der Pirschjagd.