Bakterielle Erkrankungen bei Wildtieren können schwerwiegende Auswirkungen auf individuelle Tiere, Populationen und ganze Ökosysteme haben. Diese Krankheiten werden durch verschiedene Bakterienarten verursacht und können unterschiedliche Organe und Systeme der Tiere betreffen. Bakterien sind eigenständige Lebewesen Fortpflanzung durch Zellteilung unter idealen Bedingungen
bei 20–45°CToxische Ausscheidungen können für Tier und Mensch
gefährlich sein
Übertragungswege
Direkter Kontakt: Übertragung von Tier zu Tier durch Körperflüssigkeiten wie Blut, Speichel oder Urin.
Vektor-übertragen: Über Insekten wie Zecken oder Fliegen.
Umweltübertragung: Durch kontaminierte Wasserquellen, Nahrung oder Böden.
Prävention und Kontrolle
Überwachung und Forschung: Monitoring von Wildtierpopulationen und Erforschung der Krankheitserreger.
Impfprogramme: Gezielte Impfungen, wo möglich und sinnvoll.
Managementmaßnahmen: Kontrolle der Populationen, z.B. durch Jagd oder Umsiedlungen, um Übertragungsrisiken zu minimieren.
Hygienemaßnahmen: Maßnahmen zur Verringerung der Kontamination von Umweltressourcen.
Bedeutung für Ökosysteme
Populationsdynamik: Bakterielle Erkrankungen können die Größe und Struktur von Wildtierpopulationen beeinflussen.
Nahrungsnetze: Veränderungen in Wildtierpopulationen können Auswirkungen auf andere Arten und trophische Ebenen haben.
Ökosystemdienstleistungen: Gesundheit von Wildtierpopulationen kann indirekt Ökosystemdienstleistungen wie Bestäubung oder Samenverbreitung beeinflussen.
Brucellose
Aspekt
Beschreibung
Erreger
Brucella abortus (Rind), Brucella suis (Schwein), Brucella melitensis (Ziege und Schaf)
Hygienemaßnahmen, Kontrolle der Wilddichte, Vermeidung von Stress und schlechte Lebensbedingungen, eventuell Impfung oder medikamentöse Behandlung in Haustierbeständen
Bedeutung für Jagd
Hoch; erkrankte Tiere können das Wildbret und die Wildbestände gefährden, regelmäßige Beobachtung und Kontrolle notwendig
BrucelloseBrucellose - hier am Hoden sichtbar
Pseudotuberkulose
Aspekt
Beschreibung
Krankheit
Pseudotuberkulose
Erreger
Yersinia pseudotuberculosis (Bakterium)
Betroffene Tierarten
Nager (insbesondere Feldhasen), Wildkaninchen, verschiedene Wildvogelarten, Rehwild, auch Haustiere und Menschen
Übertragungsweg
Direkter Kontakt mit infizierten Tieren oder kontaminierten Materialien, fäkal-oral
Symptome (akut)
Plötzlicher Tod durch Blutvergiftung, Entzündungen des Magen-Darm-Traktes, Lungenentzündungen, Abmagerung, Apathie, Orientierungslosigkeit
Symptome (chronisch)
Abmagerung, Schwächung, Gelbe, käsige Einschlüsse in Milz, Leber, Lunge, Nieren und Darm, vergrößerte Milz
Diagnostische Merkmale
Vergrößerte Milz, gelbe/käsige Einschlüsse in inneren Organen, Entzündungen der inneren Organe
Verlauf
Akut: Tod innerhalb weniger Tage, chronisch: Tod innerhalb von 8-10 Tagen
Bedeutung für den Menschen
Zoonose (Übertragbar auf Menschen), grippeähnliche Symptome, in seltenen Fällen schwere Erkrankungen
Prävention und Kontrolle
Hygiene im Umgang mit Wildtieren, Überwachung und Kontrolle der Tiergesundheit, rechtzeitige Erkennung und Bejagung erkrankter Tiere
Pseudotuberkolose
Botulismus
Kriterium
Details
Erreger
Clostridium botulinum
Betroffene Tierarten
Vor allem Wasservögel (Enten, Schwäne)
Übertragungsweg
Aufnahme von Toxinen über kontaminiertes Wasser oder Nahrung
Bedingungen für Ausbruch
Anaerobe Bedingungen, warmes, stehendes Wasser (20-35°C), hoher Nährstoffgehalt
Inkubationszeit
Wenige Stunden bis Tage
Symptome
Lähmungen der Flügel, Ständer (Ruder) und Halsmuskulatur, motorische Störungen
Verlauf
Akut; oft schnelles Verenden der Tiere
Diagnose
Klinische Symptome, Laboruntersuchungen (Nachweis des Toxins im Gewebe)
Behandlung
Keine spezifische Behandlung; betroffene Tiere können in toxinfreie Umgebung gebracht werden
Prävention
Entfernen und unschädliche Beseitigung verendeter Tiere, Verbesserung der Wasserqualität
Maßnahmen bei Ausbruch
Sammeln und Beseitigen toter Tiere, Informieren der zuständigen Behörden
Besondere Hinweise
Massensterben möglich, häufig in eutrophen, flachen Stillgewässern während Hitzeperioden
Botulismus
Pasteurellose
Kriterium
Details
Krankheitsname
Pasteurellose (Hasenseuche)
Erreger
Pasteurella multocida
Betroffene Tierarten
Vorwiegend Feldhasen, gelegentlich andere Hasenartige
Ursachen
Ungünstige Lebensbedingungen wie Nässe, Kälte, Parasitenbefall und Äsungsmangel
Symptome
Apathie, Bewegungsstörungen, wässrig-eitriger Nasenausfluss, geschwollene Milz, Entzündungen der Atmungsorgane (Lunge, Brustfell), Magen-Darm-Entzündungen, gelbe Einschlüsse in der Leber
Diagnosemethoden
Sichtbare Symptome, Untersuchung der inneren Organe nach dem Tod
Verlauf
Häufig schneller Tod innerhalb eines Tages bei akuter Form, bei chronischer Form langsamer Tod nach Tagen oder Wochen durch Sepsis
Übertragungswege
Direkter Kontakt, ungünstige Umweltbedingungen begünstigen das Auftreten
Präventionsmaßnahmen
Verbesserung der Lebensbedingungen, Reduktion von Stressfaktoren, Kontrolle der Wilddichte
Bedeutung für den Menschen
Keine direkte Gefahr, aber Überwachung und Kontrolle wichtig zur Erhaltung gesunder Wildbestände
Pasteurellose
Staphylokokkose
Merkmal
Beschreibung
Erreger
Bakterien der Gattung Staphylococcus
Betroffene Tierarten
Verschiedene Wildtierarten, insbesondere Säugetiere
Übertragung
Durch direkten Kontakt, kontaminierte Oberflächen oder Wunden
Vermeidung von Verletzungen, Hygiene im Lebensraum
Bedeutung für Mensch
Potentielle Zoonose, kann auch Menschen infizieren
Prognose
Abhängig von der Schwere der Infektion und der Behandlung
Staphylokokkose
Tularämie
Merkmal
Beschreibung
Erreger
Bakterium Francisella tularensis
Übertragung
Direkter Kontakt mit infizierten Tieren, Bisse von Insekten (z.B. Mücken, Flöhe), kontaminiertes Wasser/Futter
Wirtsarten
Nagetiere (v.a. Feldhase, Wildkaninchen), andere Säugetiere (z.B. Raubwild, Schalenwild), Vögel
Symptome beim Wild
Apathie, Bewegungsstörungen, auffällige gelbe oder weißliche Knoten in Leber, Milz und Lunge, geschwollene Milz und Lymphknoten
Verlauf
Akut: Tod innerhalb weniger Tage (Blutvergiftung); Chronisch: Tod nach 2-3 Wochen
Diagnose
Sichtbare Symptome, Untersuchung von Organen und Geweben
Bedeutung für Jäger
Hohe Verluste in betroffenen Wildbeständen, Risiko der Zoonose (Übertragung auf Menschen)
Zoonosegefahr
Ja, grippeähnliche Symptome beim Menschen, selten Lungenentzündungen, Todesfälle sind selten
Prävention und Kontrolle
Hygienemaßnahmen, Überwachung der Wildbestände, Beachtung von Schutzmaßnahmen bei der Handhabung infizierter Tiere
Tularämie
Moderhinke
Merkmal
Details
Krankheitsname
Moderhinke
Betroffene Tierarten
Hauptsächlich Schafe, kann aber auch bei wildlebenden Wiederkäuern wie Rehwild auftreten
Ursache
Bakterielle Infektion durch Dichelobacter nodosus und Fusobacterium necrophorum
Übertragung
Direkter Kontakt mit infizierten Tieren oder kontaminierten Böden
Symptome
- Lahmheit- Schwellungen und Entzündungen der Klauen- Übelriechende Sekrete- Abszesse zwischen den Klauen
Diagnose
Klinische Untersuchung der Klauen, Erkennung der typischen Symptome und gegebenenfalls mikrobiologische Tests
Behandlung
- Reinigung und Desinfektion der betroffenen Klauen- Antibiotische Behandlung- In schweren Fällen kann eine chirurgische Intervention erforderlich sein
Prävention
- Regelmäßige Klauenpflege- Quarantäne neuer oder infizierter Tiere- Verbesserung der Haltungsbedingungen zur Minimierung von Feuchtigkeit und Schlamm
Bedeutung für die Jagd
Moderhinke kann die Bewegungsfähigkeit und damit die Fluchtbereitschaft von Wildtieren beeinträchtigen, was Jagdpraktiken beeinflussen kann.
Moderhinke
Leptospirose
Merkmal
Beschreibung
Krankheit
Leptospirose
Erreger
Bakterien der Gattung Leptospira
Übertragungsweg
Kontakt mit infiziertem Urin, kontaminiertem Wasser oder Boden
Hauptbetroffene Wildtierarten
Nagetiere, Rehwild, Schwarzwild, und andere Säugetiere
Direkter Kontakt mit infizierten Tieren, kontaminierte Umwelt
Symptome
Gelbliche Eiterherde (Tuberkel) in Lunge, Leber, Nieren, Milz und Darm; struppige Decke, verzögerter Haarwechsel, Husten bei Lungentuberkulose
Diagnose
Sichtbare Tuberkel an inneren Organen, Laboruntersuchungen
Verlauf
Chronisch; führt zu völliger Abmagerung und Entkräftung, oft tödlich
Prävention
Kontrolle und Tilgung der Tuberkulose bei Haustieren (v.a. Rinder), hygienische Maßnahmen
Bedeutung für den Menschen
Zoonose; kann durch direkten Kontakt oder Konsum infizierten Fleisches übertragen werden
Behandlung und Management
In freier Wildbahn selten möglich, erkrankte Tiere sollten erlegt und unschädlich beseitigt werden; Prävention durch Wilddichtekontrolle und gute Hege
Tuberkolose
Aktinomykose (Strahlenpilz)
Merkmal
Details
Erreger
Bakterien, hauptsächlich Actinomyces bovis und Actinomyces israelii
Trivialname
Strahlenpilz
Hauptbetroffene Arten
Schalenwild (vor allem Rehwild)
Krankheitsverlauf
Chronisch, zieht sich über Jahre hin
Symptome
- Knochenschwellungen, besonders am Unterkiefer - Löcherartige Perforationen der Knochen- Entzündungen im Kieferbereich- Beeinträchtigung der Äsungsaufnahme, Atmung und des Wiederkäuens- Gewichtsverlust und Abmagerung
Übertragung
- Durch Äsung und kleine Verletzungen im Mundraum- Besonders während des Zahnwechsels
Diagnose
Sichtbare Knochenveränderungen und Entzündungen
Bedeutung für den Menschen
Keine direkte Gefahr, da es sich nicht um eine Zoonose handelt
Prophylaxe/Behandlung
- Keine spezifische Behandlung- Sichtbar erkrankte Tiere sollten erlegt werden, um weiteres Leiden zu verhindern
Aktinomykose
Fäulnis und Zersetzung
Kriterium
Fäulnis
Zersetzung
Definition
Fäulnis ist der anaerobe Abbau von organischem Material durch Mikroorganismen, hauptsächlich Bakterien, die unter Sauerstoffausschluss arbeiten.
Zersetzung ist der aerobe Abbau von organischem Material durch Mikroorganismen, hauptsächlich Bakterien und Pilze, die Sauerstoff verwenden.
Beteiligte Organismen
Anaerobe Bakterien
Aerobe Bakterien und Pilze
Sauerstoffbedarf
Sauerstofffrei (anaerob)
Sauerstoffreich (aerob)
Endprodukte
Faulige Gase wie Methan, Ammoniak, Schwefelwasserstoff
Anorganische Stoffe wie Kohlendioxid, Wasser, Mineralien
Geruch
Stark faulig und unangenehm
Weniger intensiv, erdig oder modrig
Temperaturabhängigkeit
Findet bei niedrigeren Temperaturen statt, wird durch Wärme beschleunigt
Findet schneller bei höheren Temperaturen statt
Ort der Aktivität
Häufig in tiefen, feuchten Bodenbereichen oder geschlossenen Umgebungen
Häufig an der Oberfläche oder in belüfteten Bereichen
Beispiele bei Wildtieren
Innerhalb des Körpers von toten Tieren in anaeroben Bereichen wie im Verdauungstrakt
Zersetzung von toten Tieren auf der Erdoberfläche oder in belüfteten Bereichen
Leber eines Stück das zu lange unaufgebrochen war.
Gamsblindheit bzw. infektiöse Keratokonjunktivitis (IKK)
Akut bis chronisch, je nach Infektionsdruck und Umweltbedingungen
Geografische Verbreitung
Alpenregionen, vor allem Bayern und Nordtirol
Diagnose
Klinische Untersuchung, Isolierung des Erregers
Behandlung
Keine spezifische Behandlung, Management durch Bejagung und Hygiene
Prävention
Monitoring der Bestände, Hygienemaßnahmen, gezielte Bejagung
Gamsblindheit
Granulomatöse Entzündung
Merkmal
Beschreibung
Definition
Chronische Entzündungsreaktion, charakterisiert durch die Bildung von Granulomen, welche aus Makrophagen, Epitheloidzellen und oft auch Riesenzellen bestehen.
Sichtbare Schwellungen, Abtasten (Palpation) der betroffenen Bereiche, möglicherweise Punktion zur Eiterentnahme und bakteriologischen Untersuchung.
Behandlung
Chirurgische Öffnung und Drainage des Abszesses, Antibiotikatherapie, antiseptische Wundpflege.
Prävention
Vermeidung von Verletzungen, gute Hygiene und Wundversorgung, Überwachung und schnelle Behandlung kleiner Wunden und Infektionen.
Prognose
Bei frühzeitiger und sachgerechter Behandlung meist gut, ohne Behandlung kann es zu schweren Komplikationen und Sepsis kommen.
Beispiele
Abszesse bei Feldhasen durch Bisse oder Stiche, Abszesse bei Rehwild nach Verletzungen durch Dornen oder Zäune.
Bedeutung für die Jagd
Erkennen und Behandeln von Abszessen ist wichtig zur Sicherstellung der Gesundheit des Wildbestandes und zur Vermeidung von Zoonosen (Krankheitsübertragungen).
Abszess
Milzbrand
Aspekt
Beschreibung
Krankheit
Milzbrand
Erreger
Bacillus anthracis
Betroffene Wildarten
Hauptsächlich Schalenwild (z.B. Rehwild, Rotwild, Gamswild), aber auch andere Wildtiere
Übertragung
Über infizierte Bodenbereiche, Wasser, Pflanzen, Aas oder direkten Kontakt mit infizierten Tieren