Waffenhandhabung

Handhabung von Lang- und Kurzwaffen

Die sichere Handhabung der Jagdwaffen hat bei der Ausbildung zum Jäger und bei der Jagdausübung den höchsten Stellenwert. Wer seine Waffe nicht sicher handhabt, gefährdet sich und andere!

In diesem Beitrag wird detailliert die sichere Handhabung der Jagdwaffen gezeigt, die der Jagdscheinanwärter beherrschen muß. Darüber hinaus werden Erfahrungen aus Jägerprüfungen weitergeben, damit häufig vorkommende Fehler sich nicht immer wiederholen.

Dieses Kapitel empfehlen wir Ihrer besonderen Aufmerksamkeit, denn wer seine Jagdwaffe nicht sicher handhaben kann, kann unabhängig der übrigen Ergebnisse die Jägerprüfung nicht bestehen.

Diesem Beitrag sollte der Leser seine besondere Aufmerksamkeit widmen. Um die Jägerprüfung bestehen zu können, und um später ein guter Jäger zu sein, ist es einerseits erforderlich, ein fundiertes Wissen zu haben, andererseits überflüssig, sich von Anfang an mit nicht benötigtem Spezialwissen zu überladen.

Jede Prüfungskomission hat spezielle Anforderungen an die Handhabung - bitte erfrage diese bei der Ausbildung in Deiner Schule!

Ist der Jäger im Ansprechen des Wildes, beim Führen des Hundes, in wildbiologischen Fragen unsicher, so kann er gravierende Fehler machen. Der Abschuß eines jungen, sehr gut veranlagten Hirsches ist sicher eine höchst unangenehme Angelegenheit. Er steht aber in keinem Verhältnis zu Unsicherheiten beim Umgang mit der Jagdwaffe und den daraus entstehenden Folgen, wie dem Verletzen oder Töten eines Menschen. Daher muß der Jäger, der das Recht hat, jegliche Handfeuerwaffen zu führen, auch damit umgehen können, und zwar in jeder Situation so sicher, daß er immer die Übersicht behält und nicht kopflos handelt.

ln diesem Beitrag wird aufgezeigt, wie man eine Waffe korrekt handhabt und in der Praxis damit umgeht. Da bei den Prüfungen nach mehr oder weniger gleichem Ritual die sichere Handhabung der Waffen durch den Kandidaten geprüft wird, werden natürlich auch die besondere Prüfungssituation und der Ablauf der Prüfung beleuchtet.

Wir können uns aufgrund der vielen Beispiele, ein umfassendes Bild von den Fehlleistungen des Jägers mit der Waffe machen und wollen die daraus gewonnenen Erkenntnisse auch an dieser Stelle weitergeben.

Aber - und das muß ebenfalls an dieser Stelle gesagt werden - auch der eine oder andere Prüfer hat so seine Schwierigkeiten mit der Beurteilung, ob der Prüfling seine Waffe nun richtig gehandhabt hat oder nicht.

Dieser Beitrag wird also zu einer Vereinheitlichung des Niveaus für die Durchführung der Jägerprüfung beitragen können.

Unsere Erfahrung ist, daß die Handhabung der Waffen in den Vorbereitungen zur Jägerprüfung „gedrillt" wird, d.h., der Prüfungsanwärter muß nach einem bestimmten Schema so lange mit der Waffe üben, bis er die- se Folge von Handhabungen sicher beherrscht.

In der Prüfung zeigt sich aber sofort die Schwäche dieses Ausbildungsprinzips. Sobald man als Prüfer den Prüfling beim „Abspulen" seiner Handhabungsfolge unterbricht, um sich etwas Bestimmtes zeigen zu lassen, was etwas von dem abweicht, was der Prüfling sich in vielen Übungsstunden in Handgriffen angeeignet hat, bekommen viele Prüflinge Schwierigkeiten und werden nervös. Sie wissen nämlich nicht richtig, was sie mit der Waffe gemacht haben, und warum sie es gerade so und nicht anders vorgeführt haben.

Gewiß, die Übungen mit der Waffe müssen in Fleisch und Blut übergehen. Wir wollen aber an dieser Stelle so viele Erklärungen und Erläuterungen geben, daß jeder in der Lage ist, die sichere Handhabung der Jagdwaffen auch logisch und verstandesbewußt nachzuvollziehen.

Wenn der Prüfling genau weiß, warum er bestimmte Handgriffe gerade so und nicht anders ausführen muß, kann der Prüfer in allen Phasen so oft unterbrechen und zwischenfragen wie er will. Den Prüfling ficht es nicht an, er ist sich in jeder Situation über den Zustand der Waffe im klaren.

Unbestritten ist, daß der mündlich-praktische Teil der Jägerprüfung, was die Waffenhandhabung angeht, allgemein als „Horror-Fach" gilt. Hierbei dürfte es wohl die meisten Ausfälle geben, zumal in allen Bundesländern die Prüfung hierbei wenigstens mit „ausreichend" absolviert werden muß. In den anderen Fächern kann man sich schon ein- oder zweimal „mangelhaft" erlauben, ohne gleich durchzufallen.

Hinzu kommt noch, daß im Umgang mit den Waffen Handfertigkeit, um nicht zu sagen, ein Minimum technischen Geschicks erforderlich ist. Wir werden manchmal kompliziert anmutende Handhabungen „entschärfen", sie einleuchtend erklären und die folgerichtige Ausführung verdeutlichen.

Weil das abstrakte Darstellen der Handhabungen schnell eintönig und langweilig werden kann, wollen wir das Thema dadurch anschaulich und lebendig halten, daß wir die erforderliche Handhabung beim Umgang mit den Waffen anhand des Verlaufs einer Jägerprüfung darstellen, also so,wie sie sich abspielen könnte und in der Regel auch abspielt.

Zuerst stellt sich die Frage: Muß ein Prüfling alle Jagdwaffen sicher handhaben können oder genügen aus der Sicht der Prüfung nur einige repräsentative Waffenkonstruktionen? Der erste Teil der Frage läßt sich schnell und überzeugend beantworten: Es ist unmöglich, von einem Prüfling zu erwarten, daß er alle Waffenfabrikate und -modelle, die marktüblich sind, handhaben kann. Dies wäre das gleiche, als wollte man von einem Sportflieger verlangen, daß er alle Sportflugzeugtypen, die er aufgrund seiner Lizenz fliegen darf, auch ohne vorherige Einweisung beherrscht. Das geht natürlich nicht!

Ebenso ist es beim Jäger!

Während seiner Ausbildung wird der angehende Jäger verschiedene Waffentypen kennenlernen und handhaben müssen. idealerweise sollten sich dazu Ausbilder und Prüfer einigen, welche Waffen das sein werden. Es darf keinesfalls so sein, daß bei der Prüfung andere Waffentypen vorliegen, als dies während der Ausbildung der Fall war.

Die Auswahl wird von Prüfungskommission zu Prüfungskommission je nach vorhandenem Waffenbestand zwar verschieden sein; aber folgende Waffen sollten vorliegen, und diese müssen sie auch handhaben können. Dies sind zwar nur Empfehlungen;es wäre aber im Interesse vergleichbarer Prüfungen wünschenswert, hier zu Übereinstimmungen zu kommen.

Die Repetierbüchse

Die klassische Waffe für das Erlernen der Handhabung einer Büchse, also eines Gewehres für den Kugelschuß, ist hierbei immer noch das mit dem Mauser-System 98. Es gibt eine große Anzahl von Waffen verschiedener Hersteller, die mit diesem Verschlußsystem ausgestattet sind: Ein Prüfling muß es sicher handhaben können. Die Zeit ist aber nicht stehengeblieben,und so gibt es heute eine Reihe moderner System- Varianten. Sie sind alle mehr oder weniger ähnlich zu hand- haben, aber doch abweichend von dem Ursprungs-98er (z. B. wegen verriegelter Kammer bei gesicherter Waffe).

Daher sollte der Prüfling mit wenigstens zwei Repetierbüchsenkonstruktionen umgehen können: mit dem Mauser- System 98 und einer neueren Entwicklung.

Die Doppelflinte oder Bockflinte

Von den in Frage kommenden Jagdwaffen wird die Doppelflinte oder die Bockflinte wohl am meisten geführt. Auf dem Wurftaubenstand und bei der Niederwildjagd muß mit den Flinten sicher umgegangen und zuverlässig getroffen werden. Der Kandidat muß daher in der Jägerprüfung die Handhabung dieser Waffentypen beherrschen.

Der Drilling

Soweit wir wissen, verliert der Drilling als Erstausrüstung zwar immer mehr an Bedeutung. Da aber ein sicherer Umgang mit diesem Gewehrtyp besondere Anforderungen stellt, ist eineAusbildung und Prüfung am Drilling erforderlich.

Der Anteil der Drillinge mit der sogenannten „separaten Kugelspannung" hat erfreulicherweise zugenommen. Das begünstigt die Sicherheit im Umgang mit dieser Waffe. Sie sollte deshalb nur noch damit ausgerüstet werden. Daraus ergibt sich,daß der Prüfling an einer solchen (modernen) Waffe ausgebildet und geprüft werden soll.

Empfehlung: Optimal ist es, wenn man mit der Handhabung beider Versionen des

Drillings (mit und ohne separater Kugelspannung) vertraut gemacht wird, denn beide Konstruktionen begegnen uns im Jägerleben und müssen in der Prüfung sicher beherrscht werden.

Wer den Drilling handhaben kann, wird im Umgang mit der Büchsflinte, der Bockbüchsflinte, der Kipplaufbüchse, dem Bergstutzen und allen weiteren konstruktionsverwandten Kipplaufwaffen keine Schwierigkeiten haben.

Die in der vorstehenden Aufzählung genannten Langwaffen muß ein Kandidat bei der Jägerprüfung sicher handhaben können.

Sicherlich kommt an erster Stelle von dem einen oder anderen Prüfer oder Ausbilder die Frage, warum in dieser Aufzählung die Selbstladeflinte oder -büchse nicht enthalten ist. Zugegeben, auch diese Gewehrart erfordert besondere Kenntnis zu ihrer sicheren Handhabung, ist sie doch nach Abgabe eines Schusses aufgrund ihrer selbsttätigen Ladevorgänge sofort wieder schußbereit und damit gefährlich. Ihre Verbreitung im jagdlichen Betrieb ist jedoch gering, daß sie nicht als „Prüfungswaffe" eingeführt werden sollte, wenngleich man in der Ausbildung die Eigenart dieser Selbstladegewehre und die gebotene besondere Vorsicht beim Umgang mit ihnen deutlich darstellen muß. Das gleiche gilt für Hahngewehre.

Wer sich nach der Prüfung dennoch mit diesem oder jenem anderen, in der vorstehenden Aufzählung nicht enthalten Waffentyp ausrüsten will, dem sei nur dringend empfohlen, sich durch den Verkäufer gründlich in die Handhabung einweisen zu lassen, zu Hause dann die Bedienungsanleitung sorgfältig zu lesen und intensives „Handhabungs-Trockentraining" zu absolvieren sowie schließlich die Fertigkeit im Umgang mit diesem Gewehr durch regelmäßiges Schießen auf einem Schießstand zu festigen.

Immer wieder läßt sich beobachten - und vielleicht werden Sie das einmal bestätigen -, daß sich das Handhaben einer ungeladenen Waffe ohne Schwierigkeiten bewerkstelligen läßt. Sobald aber der Lauf mit einer Patrone geladen ist, werden die Handgriffe vorsichtiger, um nicht zu sagen verkrampfter, weiß doch derjenige, der in diesem Moment mit der Waffe umgeht, daß sich bei einer Unvorsichtigkeit der Schuß lösen kann. Wie später noch ausgeführt wird, ist dies besonders beim Umgang mit der Kurzwaffe festzustellen. Daher: Ständiges Umgehen mit der „scharfen" Waffe auf dem Schießstand baut die Hemmungen und die Unsicherheiten ab.

Da vom Jäger neben der Langwaffe auch die Pistole und der Revolver geführt werden darf, muß er auch damit in der Prüfung sichere Handhabung nach- weisen und zumindest während der Ausbildung auch damit geschossen haben. Wir wissen, daß häufig genug mit den Kurzwaffen nur Handhabungsübungen durchgeführt werden, ohne daß der Prüfling jemals einen Schuß daraus abgegeben hat. Dies ist aber unerläßlich.

Die Selbstladepistole

Die Auswahl eines Selbstlade-Pistolenmodells für Ausbildung und Prüfung ist nicht schwierig. Grundsätzlich sollten es dem Stand der Technik entsprechende Modelle mit außen liegendem Hahn sein. Die wesentlichenFunktionen, auf die es bei der Handhabung ankommt, sind bei allen Modellen gleich. Sicherlich gibt es Varianten, wie Waffen mit oder ohne Signalstift, Entspannhebel etc. Aber wer eine Selbstladepistole prinzipiell richtig zu handhaben gelernt hat, der wird sich schnell auf jedes Modell einstellen können. Da der Jäger seine Kurzwaffen zu reinigen hat, muß er auch imstande sein, die Waffen zu zerlegen und wieder zusammenzusetzen .

Der Revolver

Die konstruktiven Unterschiede zwischen den verschiedenen Revolver-Mo- dellen sind so geringfügig, daß es letztendlich unerheblich ist, welches Modell zum Ausbilden und Prüfen herangezogen wird. Wichtig ist nur, daß es sich um eine Konstruktion mit Spannabzug handelt.

Bevor nun Einzelheiten besprochen werden, soll die wichtigste Regel im Umgang mit einer Waffe,sei es bei der Jägerprüfung,im Jagdbetrieb oder bei anderer Gelegenheit, vorangestellt werden. Diese Regel und Forderung steht als Grundsatz an der Spitze aller anderen Handhabungsvorschriften:

Der Lauf einer Waffe muß in jeder Situation in eine Richtung zeigen, in der sich nach menschlichem Ermessen beim unbeabsichtigten Lösen eines Schusses kein Unfall ereignen kann.

Das Beherzigen dieser Regel ist der entscheidende Handhabungsgrundsatz überhaupt. Sie können an Ihrer Waffe noch so viel falsch machen, zeigt der Lauf aber dabei in eine keine Gefahr verursachende Richtung,so kann nichts Schlimmes passieren . Es ließen sich viele Beispiele anführen, wie oft und in welcher Form gegen diese Hauptregel verstoßen wird. Eine typische Situation mag stellvertretend für alle stehen.

 Sie ist zwar nachgestellt, aber bei Gesellschaftsjagden keine Seltenheit. Wie oft ist zu sehen, daß Gewehre so getragen werden! Man kann noch so sicher sein, daß das Gewehr soeben entladen worden ist und daß nun wirklich nichts passieren kann , der andere aber, der ungewollt in die Mündung Ihres Laufes sieht, kann das nicht wissen , und für ihn ist es mehr als nur ein ungutes Gefühl. Und irgendwann einmal - ein besonderer Umstand hat Sie daran gehindert, das Gewehr zu entladen, obwohl Sie es vorhatten - ist doch noch eine Patrone im Lauf, und dann kann es passieren.

Wie heißt es doch so hintergründig: Die meisten Schießunfälle passieren mit entladenen Waffen. Bei allen Situationen,die nachfolgend besprochen werden , wird immer unterstellt, ohne daß noch einmal darauf hingewiesen wird, daß der Lauf bei allen Handhabungen in eine nicht gefährdete Richtung weist!

Handhabung der Langwaffen

Wir beginnen mit einer mündlich-praktischen Jägerprüfung in dem Fach „Jagdwaffenkunde".

Aufforderung zum Handhaben einer Waffe

In aller Regel findet die Prüfung leider in einem geschlossenen Raum statt, die Prüflinge sitzen einzeln oder zu mehreren vor den Prüfern. Die Waffen, die zu handhaben sind, liegen auf Tischen oder stehen in Gewehrständern.

Häufig gibt es bei dem Prüfling die ersten Unsicherheiten, wenn er vom Prüfer aufgefordert wird, eine der Waffen aufzunehmen und sie zu handhaben. Dies wird dann nur äußerst zögerlich gemacht oder rundweg abgelehnt, weil befürchtet wird , die Waffe könnte von dem Prüfer in einen Zustand versetzt worden sein, der das Aufnehmen zu einem schweren Sicherheitsverstoß werden läßt. Mit auf dem Rücken verschränkten Armen steht der Prüfling dann vor der Waffe, schaut sie sich von allen Seiten her an, um zu ergründen, ob sie vielleicht gestochen ist - aber aufnehmen will er sie nicht.

In welchem Zustand die Waffe auch sein mag, Sie können sie ohne Bedenken aufnehmen, wenn dabei beachtet wird, daß die Finger nicht in die Nähe der Abzüge gehören und der Lauf beim Hochnehmen nicht in Richtung der Prüfer oder anderer Personen im Raum zeigt. Wenn dies beachtet wird, kann Ihnen nicht der geringste Vorwurf gemacht werden - selbst wenn, wie es leider häufig gemacht wird, die Waffe zuvor vom Prüfer eingestochen wurde. Das Ablegen eingestochener Waffen ist und bleibt ein so grober Sicherheits- verstoß, der in einer Jägerprüfung nur damit begründet wer- den kann, daß man das Verhalten des Prüflings in einer solchen Situation feststellen will. Da man aber einem Stecher nicht ohne weiteres ansehen kann, ob er eingestochen ist, muß man das Gewehr schon in die Hand nehmen, um den Stecher überprüfen zu können .

Grundsätzlich sollten sich die Waffen vor den Handhabungs- Demonstrationen im „schrankfertigen" Zustand befinden.

Des weiteren fühlen sich viele Prüflinge irritiert, wenn sie in einem geschlossenen Raum mit scharfer Munition (das ist ja die Annahme bei der Prüfung) hantieren. Sie finden keine Ecke, in die sie den Lauf halten könnten, ohne daß nicht Gefahr besteht, daß beim Lösen eines Schusses Schaden entsteht.

Hierzu gilt grundsätzlich, daß Sie sich darüber keine Gedanken machen sollten. Der Raum als solcher ist für den Prüfling nicht existent, es ist bei den Handhabungen ausschließlich auf die Prüfer, eventuelle weitere Prüflinge und in den Raum eintretende Personen zu achten.

Weiter ist noch die Frage zu klären, was wohl passiert, wenn nun doch auf dem Tisch oder im Gewehrständer Waffen vorhanden sind, die nicht den zuvor geschilderten Empfehlungen entsprechen und die der Prüfling noch nie in Händen hatte. In ei- nem solchen Fall muß der Prüfling klaren Kopf behalten und sich folgendes vor Augen führen: Kein Prüfer kann einen Prüfling durchfallen lassen, weil er eine Waffe nicht handhaben kann,die er noch nicht in seinen Händen hatte. Der Prüfer kann lediglich solche Waffen verwenden, um das sichere Verhalten eines Prüflings zu beobachten und zu beurteilen. Aus der Sicht des Prüflings betrachtet heißt das: Er nimmt nach Aufforderung die Waffe an sich. Stellt er fest, daß es sich hier um eine Konstruktion handelt, die er nicht kennt, sollte er auf keinen Fall versuchen,alle Hebel und Schieber zu betätigen, um nun die Funktion der Waffe herauszufinden. Bei diesen unbedachten Handlungen, womöglich noch mit dem Finger am Abzug, ist ein Fehlverhalten programmiert und ein Durchfallen fast unvermeidlich.

Wie verhält sich der Prüfling also richtig?

Sobald er merkt, daß ihm das Waffenmodell nicht bekannt ist, sollte er sich davor hüten, auch nur irgendeinen Handhabungsversuch vorzunehmen. Vielmehr teilt er dem Prüfer mit,daß er die Waffe nicht kennt und demzufolge auch ihre Benutzung nicht demonstrieren kann. Wichtig ist nur, daß er sie so an sich nimmt, daß keine Gefährdung eintritt und keine unbedachten Handlungen vorgenommen werden.

Handhabung der Repetierbüchse

Der Prüfer fordert den Prüfling auf, eine Repetierbüchse (M 98 oder ähnlich) vom Tisch oder aus dem Gewehrständer zu nehmen, um sich damit auf einen Rehbock schußfertig zu machen. Wie ist hier vorzugehen?

Aufnehmen der Waffe - Ausgangszustand herstellen

Das Gewehr wird vom Prüfling an sich genommen und mit dem Lauf schräg nach oben gehalten. Zunächst muß er feststellen , in welchem Zustand sich die Waffe befindet. Ist der Verschluß geöffnet , kann er sofort überprüfen, ob die Waffe eingestochen ist. Hierzu wird bei Abzugssystemen mit deutschem Stecher mit dem Mittelfinger auf den hinteren Abzug ein Druck ausgeübt, während der Zeigefinger den vorderen Abzug durchzieht. War er gestochen, wird sofort ein Knacken vernehmbar sein. Der Druck auf den hinteren Abzug garantiert ein leises und schonendes Entstechen, falls der Abzug gestochen war.

Bei Repetierbüchsen mit Rückstecher wird der Abzug zwischen Daumen und Zeigefinger genommen und vorsichtig nach hinten gezogen. War er gestochen, wird sofort ein Knacken zu vernehmen sein.

Ist der Verschluß der aufgenommenen Repetierbüchse geschlossen, muß festgestellt werden, ob die Waffe ge- oder entspannt ist. Man kann dies an der Position der Schlagbolzenmutter erkennen. Kontrollieren läßt sich dies hingegen einfach durch Betätigung der Flügelsicherung Wenn sich das Gewehr nicht sichern läßt,ist die Waffe entspannt. In diesem Zustand wird der Verschluß geöffnet und die oben beschriebene Stecherüberprüfung vorgenommen.

Bei gespanntem Verschluß ist zu sichern (Sicherungsflügel senkrecht!) und danach wird der Verschluß geöffnet. Dann erfolgt die Stecherkontrolle.

Anmerkung zum System 98. Bei Handhabungen an Gewehren mit dem Mauser-System 98 ist zu beachten,daß der Sicherungsflügel drei Stellungen hat. Wenn er vom Schützen aus gesehen, nach links umgelegt wird, ist die Waffe entsichert. Senkrecht gestellt bedeutet: Waffe gesichert, Verschluß läßt sich öffnen. Flügel nach rechts umgelegt: Waffe gesichert, Verschluß läßt sich nicht öffnen.

Wissen muß man hierbei, daß die Funktion der Sicherung bei Mittelstellung und bei nach rechts umgelegtem Flügel absolut gleich ist. Aus Widerspruchs- verfahren ist uns bekannt, daß einige Prüfer der Auffassung sind, daß die Mittelstellung des Flügels auch eine verminderte Sicherungsfunktion bedeutet, weil sich dabei noch der Verschluß öffnen läßt. Dies ist nicht korrekt. In beiden Stellungen erfüllt die Sicherung ihre Aufgabe ohne Einschränkungen.

Feststellung des Beschußzeichens und des Kalibers

Nach den Bestimmungen des Waffengesetzes darf eine Schußwaffe, die kein gültiges Beschußzeichen trägt nicht geführt werden. Es wird daher vom Prüfling erwartet, daß er sich darüber informiert, ob das Gewehr gültige Beschußzeichen trägt und welches Kaliber es hat, da auch dies mit der vorhandenen Munition verglichen werden muß.

Folglich ist dafür Voraussetzung, daß der Prüfling die beschußrechtlichen Kennzeichnungen des deutschen Beschusses kennt.

Seit einigen Jahren wird das Beschußdatum verschlüsselt mit Buchstaben angegeben.Das Entschlüsseln ginge über das Niveau der Jägerprüfung hinaus. Die Identifizierung ausländischer Beschußzeichen kann ebenfalls nicht Gegenstand der Jägerprüfung sein.

Weiterhin muß das Kaliber der Waffe anhand der eingeschlagenen Kaliberbezeichnung mit der vorhandenen Munition verglichen werden, denn aus einer Waffe darf nur Munition des Kalibers verschossen werden, für das die Waffe eingerichtet ist eine Selbstverständlichkeit.

Denken Sie aber einmal an das Kaliber 8x57I und 8x57IS. Bei oberflächlicher Betrachtung kann es sehr schnell zur Verwechslung kommen. Wird dann aus einer Waffe im Kaliber 8x57I eine Patrone des Kalibers 8x57ISverschossen, können sich wegen des größeren Geschoßdurchmessers des „S"-Kalibers Gasdrucksteigerungen ergeben, die so hoch werden, daß die Haltbarkeit der Waffe in Frage gestellt ist.

Überprüfung der Laufbohrung

Eine Gefahrenquelle stellen Hindernisse in der Laufbohrung dar. Sie können bei Abfeuern eines Schusses die Ursache für das Aufbauchen oder Aufreißen des Laufes sein. Deshalb gehört eine Überprüfung der Laufbohrung zu den Notwendigkeiten bei der Handhabung in der Prüfung und natürlich auch in der Praxis.

Hierzu wird aus der Waffe der Verschluß genommen, die Laufbohrung gegen hellen Hintergrund gehalten und hin- durchgesehen. Sie muß in ihrem gesamten Bereich frei von Fremdkörpern sein.

- Prüfungserfahrungen: Was hier als gefahrbringendes Hindernis zu betrachten ist, darüber bestehen bei den Prüflingen zum Teil erhebliche Unkenntnisse. Nach deren Auffassung können in der Laufbohrung „Gesteinsbrocken", Spinnweben, Äste, Wassertropfen und noch so manches andere sein.

In vielen Fällen hat der Prüfer zuvor darauf hingewiesen, daß unterstellt werden solle, daß die Waffe aus dem Gewehrschrank entnommen worden sei. Daraus ergibt sich eigentlich zwingend, daß Gesteinsbrocken, Äste etc. ja als Hindernis wohl kaum in Frage kommen können. Auf das Naheliegende, daß es sich bei den Hindernissen um Reinigungswerg- oder Reinigungsfilz- Rückstände handeln könnte, kommen die wenigsten.

„Hindernisse" in Form von Wasser- oder Öltropfen, Staubpartikeln, können keine Ursache von Laufaufbauchungen oder Sprengungen sein.

Erst massivere Gegenstände in Form von steckengebliebenen Geschossen, Geschoßresten, Erde, Reinigungsmitteln (Werg, Filz) bergen die Gefahr von Laufbeschädigungen.

Der Prüfling sollte an dieser Stelle darauf hinweisen, daß er nach dieser Sichtkontrolle Lauf- und Patronenlager trocken durchwischen wird, um den Einfluß des Waffen-Konservierungsmittels auf die Treffpunktlage des ersten Schusses zu beseitigen.

Laden der Waffe

Nachdem diese vorbereitenden Handhabungen abgeschlossen sind, wird in aller Regel davon ausgegangen, daß nunmehr der Prüfling im Revier sei und auf ein Stück Schalenwild ansitzt.

Das Gewehr muß jetzt geladen werden!

Vielfach werden jetzt dem Prüfling einige Patronen vorgelegt, und er muß die aussuchen, die dem Kaliber der Waffe entsprechen. Damit lädt er das Magazin, schließt den Verschluß und sichert. Durch das Schließen des Verschlusses wird gleichzeitig eine Patrone in das Patronenlager eingeführt.

Es wird eindringlich darauf hingewiesen, daß scharfe Patronen bei den Handhabungs-Übungen und in der Prüfung nichts zu suchen haben. Nur sogenannte „Exerzier-Patronen" ohne Pulver und scharfem Zündhütchen dürfen verwendet werden wenn es nicht zu Unfällen kommen soll.

- Prüfungserfahrungen: Bei Repetierbüchsen mit dem Mauser 98-System, die kein herausnehmbares Magazin haben, wird oftmals versucht, die Patrone auf das Magazin zu legen, um sie dann in den Lauf zu repetieren. Bei diesem Vorgehen kann die Auszieherkralle aber nicht in die Auszieherrille am Hülsenboden greifen. Die Patrone läßt sich nicht laden, und es besteht die Gefahr, daß die Auszieherkralle abbricht, wenn durch Kraftaufwendung die Patrone in das Lager vorgeschoben werden soll. Es ist daher zwingend erforderlich, die Patrone zunächst ins Magazin zu drücken.

Das Gewehr ist jetzt entstochen, geladen und der Verschluß geschlossen und gespannt. Es muß jetzt noch gesichert werden.

Fertigmachen zum Schießen

Im weiteren Prüfungsverlauf wird jetzt davon ausgegangen, daß das zu schießende Wild ausgetreten ist.

Der Prüfling darf nun keineswegs vergessen, den Prüfer da- von zu informieren, daß er, nachdem er das Stück angesprochen hat, nicht eher schießen wird,bis er sich davon überzeugt hat, daß das Hintergelände einen gefahrlosen Schuß zuläßt und ein Kugelfang vorhanden ist. Er sollte auch darauf hinweisen, daß Hindernisse in unmittelbarer Nähe der Mündung (Äste) beachtet werden müssen,damit es nicht zu einer Ablenkung und Zerlegung des Geschosses kommt.

Entsichern des Gewehres

Das Gewehr ist nun zu entsichern! Es stellt keinen Verstoß gegen die Sicherheit dar, wenn die Waffe entsprechend der Abb. 135 nicht am Kopf sondern in dieser Position entsichert wird .

Sitzt man auf einer Kanzel oder einem Hochsitz, wird entsichert, wenn die Waffe auf der Brüstung liegt.

- Prüfungserfahrungen: Von vielen Prüfern wird gefordert, daß die Waffe, prinzipiell im Anschlag zu entsichern und zu sichern ist.

Bei einer Repetierbüchse mit dem Mauser 98-System und aufgesetztem Zielfernrohr schon ein unübersichtliches Handhaben. Das Sichern oder Entsichern im Anschlag erschwert dies noch erheblich und dient keinswegs der Erhöhung der Sicherheit im Umgang mit einer Waffe. Die Handgriffe, die vorgenommen werden müssen, sollen nicht nur „erfühlt" sondern auch mit den Augen verfolgt werden können.

Stechen der Büchse

Die Büchse wird jetzt auf das Wild gerichtet (angeschlagen) und eingestochen .

Hier hängt es wieder vom Waffenfabrikat ab, welche Art von  Stecher eingebaut ist. Büchsen, vornehmlich neuerer Konstruktionen (z.B. Sauer,Blaser) haben einen Rückstecher. Dieser wird jetzt mit dem Daumen in Schußrichtung gedrückt.

Bei Büchsen mit dem sogenannten „Deutschen Stecher" (z.B. Mauser 98) wird der hintere Abzug gezogen, bis ein knackendes Geräusch zu hören ist. Der Stecher ist jetzt eingerastet, die Waffe ist gestochen.

- Prüfungs- und Praxiserfahrungen: Sowohl in der Prüfung als auch in der jagdlichen Praxis sind durch falsches Bedienen des „Deutschen Stechers« Schüsse ausgelöst worden.

Wird der „Deutsche Stecher" mit dem „Französischen Rückstecher" verwechselt, kommt es zur sofortigen Schußauslösung.

Wenn auch in der Prüfung in aller Regel der eingestochene Abzug nicht betätigt wird, so ist doch der Hinweis angebracht , daß ein zuverlässiges Auslösen des Schusses beim Rückstecher nur dann erreicht wird, wenn der Abzug nicht mit seitlichem Druck nach hinten bewegt wird. Der Finger muß den Abzug in Längsrichtung der Waffe betätigen.

Das Wild springt ab

Damit festgestellt werden kann , wie der Prüfling mit einer entsicherten und gestochenen Waffe umgeht, läßt der Prüfer in dieser Situation das Wild abspringen.

Wie jetzt zu verfahren ist, hängt wieder sehr vom Waffenmodell ab.

Entstechen der Repetierbüchse mit Mauser 98-System

Die Büchse muß gesichert und der Kammerstengel angehoben werden! Dazu wird sie soweit abgesetzt, daß diese Handhabungen bequem vorgenommen werden können (Sicherungsflügel senkrecht). Zulässig ist aber auch, die Waffe zu sichern und sofort zu entstechen, ohne sie vorher zu öffnen.

Hier noch einmal der eindringliche Hinweis: Bei den jetzt folgenden Handhabungsschritten muß der Laufunter allen Umständen in eine Richtung gehalten werden, in der bei unbeabsichtigter Schußauslösung kein Schaden entstehen kann.

Auf dem Hochsitz oder auf der Kanzel bleibt sie auf der Brüstung liegen, und man kann aus dem Anschlag gehend sichern.

Zum Entstechen wird bei Abzugssystemen mit Deutschem Stecher mit dem Mittelfinger der hintere Abzug durchgezogen und festgehalten. Der Zeigefinger zieht den vorderen Abzug durch und hält ihn ebenfalls fest. Jetzt läßt der Mittelfinger den hinteren Abzug wieder frei, anschließend der Zeigefinger den vorderen.

Das alles hört sich kompliziert an, geht aber nach einiger Übung in Fleisch und Blut über.

Soll der Ansitz fortgesetzt werden, wird der Verschluß derWaffe wieder geschlossen und gesichert.

Zustand der Repetierbüchse: geschlossen - geladen - gesichert - entstochen

- Prüfungserfahrungen: Eine Vielzahl von Prüfern hält es für unbedingt erforderlich,daß die gestochene Waffe noch am Kopf gesichert werden muß. Wie schon bei der Beschreibung des „Entsicherns"gesagt, ist dies beim 98er in stehender Haltung ein ungelenkes Hantieren, zumal wenn das Zielfernrohr aufgesetzt ist. Deshalb sollte die Waffe herunter- genommen werden,dann geht das Sichern besser und auch sicherer.

Entstechen anderer Waffenkonstruktionen

 Bei einer Reihe von Fabrikaten läßt sich in gesichertem Zustand der Verschluß nicht öffnen,hier muß bei gesicherter und ungeöffneter Waffe entstochen werden. Es gibt auch Konstruktionen, bei denen wird beim Anheben des Kammerstengels die Waffe selbsttätig entstochen.

Waffe entladen

Der Prüfer läßt in der Regel nach dem Entstechen der Büchse auch den Ansitz beenden. Es muß entladen werden!

Repetierbüchsen mir Mauser 98-System: Die Waffe ist gesichert (Sicherungsflügel senkrecht). Vielfach läßt sich so der Verschluß nicht öffnen, weil das Zielfernrohr im Wege ist. Deshalb ist man gezwungen, die Büchse für das Entladen zu entsichern (Sicherungsflügel links). Zuerst wird die im Patronenlager befindliche Patrone herausrepetiert. Danach können die Patronen aus dem Magazin repetiert oder bei ei- nem nach unten aufklappbaren Magazin direkt entnommen werden.

- Repetierbüchsen anderer Konstruktionen: Hier überwiegt das herausnehmbare Magazin. Zuerst wird die im Patronenlager vorhandene Patrone durch Öffnen des Verschlusses herausgezogen, dann das Magazin entfernt. Waffe und Magazin bleiben getrennt.

Entspannen des Verschlusses

Bei den meisten Konstruktionen ist der Schlagbolzen des geöffneten Verschlusses ge- spannt. Zum Entspannen wird so vorgegangen:

Die entsicherte Büchse in die rechte Hand nehmen und mit dem Zeigefinger den (vorderen) Abzug durchziehen, mit der frei- en Hand den Verschluß schließen. Vereinfacht wird diese Handhabung dadurch , daß man die Waffe nach links schwenkt, damit nicht übergriffen werden muß. Zusätzlich kann sie n der Hüfte abgestützt werden. Auch das einhändige Entspannen ist möglich. Der Zeigefinger zieht den Abzug durch, der Daumen drückt den

Kammerstengel nach unten.

Handhabung einer modernen Repetierbüchse (Blaser R8)

Die Blaser-Repetierbüchse R8 ist ein sogenannter „Geradezugrepetierer" und eine Sicherheitsrepetierbüchse. Zum Öffnen und Schließen der Kammer muß der Kammerstengel nicht geschwenkt werden, sondern die Verriegelung des Verschlusses erfolgt durch Vordrücken des Kammerstengels. Durch Vorschieben des Spannschiebers wird das Schloß gespannt. Dies kann unmittelbar vor der Schußabgabe geschehen. Ansonsten bleibt die Waffe entspannt, und sie ist so vollkommen sicher, auch wenn sich die Patrone im Lager befindet.

Im gespannten Zustand kann repetiert werden, so daß mehrere Schüsse hintereinander abgegeben werden können.

Handhabung der Doppelflinte/Bockflinte

Das Handhaben der jetzt noch zu beschreibenden Waffenkonstruktionen ist in vielen Punkten vergleichbar mit der zuvor beschriebenen Handhabung der Repetierbüchse. Deshalb kann das eine oder andere kürzer gefaßt werden.

Aufnehmen der Flinte, Ausgangszustand herstellen. Die Flinte ist nach dem Aufnehmen, bei dem die linke Hand sie um den Vorderschaft ergreift, falls erforderlich,zu sichern und zu öffnen.

Feststellen des Beschußzeichens und des Kalibers. Anders als bei der Repetierbüchse sind die Beschußzeichen meist am Laufbündel unterhalb der Patronenlager eingeschlagen. Es muß daher zunächst die Verriegelung des Vorderschaftes gelöst und dieser abgenommen werden, bevor das Laufbündel aus der Basküle gehoben wird. Hier kann die Kaliberbezeichnung stehen; es muß aber nicht so sein, denn es gibt eine ganze Reihe Fabrikate, bei denen die Kaliberangabe schräg oben am Lautbündel, ähnlich wie bei den Repetierbüchsen, zu finden ist.

Kontrolle der Laufbohrung

Bei den großen Durchmessern der Schrotläufe ist natürlich die Wahrscheinlichkeit,daß ein Hindernis in die Laufbohrung gelangt,   größer als bei den kleinkalibrigen Büchsenläufen. Deshalb ist die Sichtkontrolle der Laufbohrungen besonders wichtig.

Fertigmachen zum Schießen

Die Flinte wird nach vorherigem Vergleich der Kaliber von Waffe und Patronen (Exerzier- oder Pufferpatronen) geladen, geschlossen und mit schräg nach oben gerichtetem Lauf gehalten.

-Prüfungs- und Praxiserfahrungen.

Die Handhabung der Flinte ist nicht schwierig, dennoch werden eine Reihe von Fehlern gemacht:

1. Beim Schließen der Flinte wird der Schießfinger (Zeigefinger) am Abzug gehalten. Das führt häufig zur Schußauslösung, weil durch das Festhalten der Waffe beim Schließvorgang allzu leicht der Finger gekrümmt wird. Bei einer gesicherten Flinte, wie im vorliegenden Fall, wird diese Situation nicht eintreten. Dennoch hat der Finger nichts am Abzug verloren. Beim Schießen auf dem Wurftaubenstand wird die Flinte nicht gesichert (allerdings wird sie auch erst unmittelbar vor dem Schuß geschlossen!). Hierbei ist dieser Grundsatz, daß der Finger beim Schließen der Waffe nicht an den Abzug gehört, unbedingt zu beachten. Die vielen Schußlöcher auf den Schützenständen der Wurftaubenschießstände zeigen, wie oft gegen diesen Grundsatz verstoßen wird.

Grundsätzlich wird beim Schließen die Flinte so gehalten, wie im Video dargestellt ist.

2. Die Flinte wird mit weit vernehmbarem „Krachen" geschlossen. Folge: Bei einem fehlerhaften Abzugssystem kann sich durch diese Erschütterungen ein Schuß lösen, und auf Dauergesehen beeinträchtigt dieses heftige Zuschlagen die Haltbarkeit des Verschlusses. Er wird undicht, und ein neuer Scharnierstift muß eingepaßt werden . Deshalb muß die Flinte gefühlvoll geschlossen werden.

3. Nach dem Schließen der Flinte überzeugt sich der Prüfling oder Jäger nicht davon, daß der Oberhebel auch wirklich in Längsachse oder annähernd Längsachse des Laufbündels steht.

Folge: Durch kleinste Fremdkörper im Verschluß klappt das Laufbündel nicht vollständig an, und der Oberhebel kann sich nicht schließen. Bei den meisten Waffenfabrikaten ist aber noch eine Schußauslösung möglich. Wie Unfälle zeigen , kippt dann beim Lösen des Schusses das Laufbündel ab, und die Patronenhülse wird dem Schützen an den Kopf, ja ins Auge geschleudert. Neue Flinten sind in ihrem Verschluß noch etwas schwergängig, und der Oberhebel schließt sich nicht immer vollständig. Man muß es sich daher zur Regel machen, die Stellung des Oberhebels nach dem Schließen der Flinte zu kontrollieren ; ein kurzer Blick oder ein leichtes Nachdrücken verschaffen Gewißheit.

Schießen

Sollte der Prüfer den Prüfling zum Schießen auffordern, so ist die Waffe vor dem Anschlagen zu entsichern. Der Finger darf erst unmittelbar vor der Aufwärtsbewegung der Waffe in den Abzug gelegt werden.

Flinte entladen und entspannen

Nach dem Schießen wird die Flinte aus der Anschlaghaltung gesenkt und sofort geöffnet. Ein vorheriges Sichern ist nicht erforderlich. Die Hülse und die nicht abgeschossene Patrone bzw. beide Hülsen werden der Waffe entnommen,sofern sie nicht durch einen Ejektor ausgeworfen werden.

Das Entspannen der Schlosse hängt von der Konstruktion der Waffe ab.

l. Flinten mit Patronenausziehern und Doppelabzügen: Beide Abzüge werden bei gleichzeitigem Schließen der Flinte durchgezogen.

2. Flinten mit Ejektoren und Doppelabzügen:Hier muß man unterscheiden zwischen den „Feder-Ejektoren" und den Ejektoren der Bauart ,,Holland & Holland".Das Entspannen der Flinten mit Feder- Ejektoren läßt sich wie bei Flinten mit Patronenausziehern durchführen. Bei den Holland & Holland- Ejektoren soll die Flinte nur durch das Abschlagen der Schlosse entspannt werden, um die Rasten an den Ejektoren nicht zu beschädigen. Dies wird grundsätzlich mit Pufferpatronen durchgeführt.

3. Flinten mit Einabzug: Es ist schon kompliziert genug, wenn zwischen Feder-Ejektoren und Holland&Holland- Ejektoren unterschieden werden muß. Zusätzlich muß man noch zu unterscheiden lernen zwischen dem Einabzug, bei dem durch Betätigung des Abzuges auf den zweiten Lauf umgeschaltet wird oder dem Einabzug, bei dem der Rückstoß des ersten Schusses die Umschaltung vornimmt (,,dynamische Umschaltung"). Im ersten Fall läßt sich die Flinte nach dem Laden von Pufferpatronen und zweimaligem Betätigen des Abzuges entspannen. Wer seine Flinte, die mit einer dynamischen Umschaltung der Abzüge aus- gestattet ist, entspannen will, muß die Läufe mit Pufferpatronen laden. Durch Betätigung des Abzugs läßt sich ein Schloß abschlagen. Durch einen kräftigen Schlag mit der Hand auf die Schaftkappe (Erzeugung eines Rückstoßes) wird auf den zweiten Abzug umgeschaltet, der jetzt auch betätigt werden kann. Sollte der Schlag mit der Hand für eine Umschaltung nicht ausreichen, so bleibt nichts anderes übrig, als die Flinte mit der Schaftkappe auf den Boden (Teppichboden) zu stoßen,damit die Umschaltung erfolgt. Danach läßt sich der Abzug zum Abschlagen des zweiten Laufes betätigen.

4. Flinten mit automatischer Sicherung: Hierbei kann man die Schlosse nur entspannen,wenn die Waffe nach dem Schießen entsichert und abgeschlagen wird (Pufferpatronen nicht vergessen!). Prüfungserfahrungen: Das Abstellen nicht entspannter Flinten ist einige Male als „Sicherheitsverstoß" gewertet worden. Das ist es nicht!

Bei falsch dimensionierten Schlagfedern kann allenfalls eine Erlahmung der Schlag- kraft des Schlagbolzens oder des Schlagstückes eintreten, wenn die Flinte längere Zeit gespannt im Schrank steht. Bei den heutigen modernen Fertigungsmethoden und hochwertigen Federwerkstoffen ist dies aber nicht zu befürchten.

Handhabung des Drillings

Wegen seiner vielfältigen Bedieungsmöglichkeiten stellt der Drilling die größten Anforderungen an die Handhabungssicherheit von Langwaffen.

Aufnehmen des geschlossenen Drillings, Ausgangszustand herstellen

Der Prüfling ergreift den Drilling mit der linken Hand um den Vorderschaft und der rechten zunächst um den Kolbenhals und öffnet ihn durch Abkippen des Laufbündels. Vorher ist zu sichern. Er muß prüfen, ob die Waffe entladen und entstochen ist. Der Wahlschieber für die Umstellung ,,Schrot"/,,Kugel" wird in Stellung „Schrot" gebracht, falls noch nicht geschehen.

Bei Drillingen mit separater Kugelspannung wird durch Niederdrücken des Knopfes"auf dem Spannschieber und dessen Zurückgleiten das Kugelschloß entspannt.

Ob der Drilling gestochen ist, wird überprüft, indem man den vorderen Abzug zwischen Daumen und Zeigefinger nimmt und zurückzieht. War er gestochen,so wird man ein Knacken vernehmen der Abzug wurde entstochen.

Feststellung des Beschußzeichens und der Kaliber, Überprüfung der Laufbohrungen

Dabei muß so verfahren werden,wie beider Handhabung der Flinte beschrieben,also Drilling schließen, Vorderschaft abnehmen und nachschauen.

Laden des Drillings

Dies gestaltet sich nach den Vorgaben des Prüfers. In unserem Beispiel werden alle drei Läufe geladen. Nach dem Schließen des Drillings muß er folgenden Zustand aufweisen:

entstochen - geladen - gespannt - auf „Schrot" gestellt bzw. separate Kugelspannung entspannt - gesichert.

Die Signalstifte zeigen durch Hervorstehen an,welches Schloß gespannt ist. Die Stifte zeigen an, daß alle 3 Schlosse gespannt sind.

Fertigmachen zum Schießen

Mit der Vorgabe, daß ein Stück Schalenwild geschossen werden soll, sind der Reihe nach folgende Handgriffe nötig:

Schieber für die Umstellung von „Schrot" auf „Kugel" nach vorne schieben. Nach dem Ansprechen des Wildes und der Beurteilung des Hintergeländes den Drilling an- schlagen und stechen.

- Prüfungserfahrungen: Um festzustellen,wie sich die Kandidaten in bestimmten Situationen verhalten, werden an dieser Stelle von Prüfern besondere Situationen vorgegeben.

Zum Beispiel läßt der Prüfer jetzt den Bock abspringen und in 25 m Entfernung einen Fuchs auftauchen, auf den geschossen werden soll. Da es sich um eine ideale Schrotschußentfernung handelt, wird vom Kandidatenerwartet, daß er den Drilling auf Schrot umstellt oder bei separater Kugelspannung den Büchsenlauf entspannt und die Schrotläufe entsichert. Dann kann mit dem gestochenen Abzug für den rechten Sehrotlauf auf den Fuchs geschossen werden. Wesentlich ist hierbei: Es stellt keinen Verstoß gegen die Sicherheit dar, wenn die Umschaltung des Drillings von Kugel auf Schrot in gestochenem Zustand ohne vorheriges Sichern erfolgt, immer unterstellt, der Lauf wird, wie eingangs gefordert, in eine nicht gefährdete Richtung gehalten. Ist im rechten Sehrotlauf ein Einstecklauf eingelegt, so kann ein Schuß aus dem linken Sehrotlauf nur abgegeben werden, wenn der Drilling entstochen ist. Würde nämlich der für den linken Sehrotlauf zuständige hintere Abzug vorher betätigt, löste sich unweigerlich bei gestochenem vorderen Abzug auch ein Schuß aus dem rechten Lauf. Also unbedingt vorher entstechen.

Entsichern

Beim Standarddrilling wird jetzt entsichert, beim Drilling mit separater Kugelspannung der Spannschieber nach vorne gedrückt, bis er einrastet.

Die Schrotläufe bleiben gesichert!

Entstechen des Drillings.

Hierzu wird der Drilling aus dem Anschlag genommen, gesichert, geöffnet und entstochen.

Entladen

Alle Patronen bzw. Hülsen werden aus den Patronenlagern entfernt.

Entspannen des Drillings

 l. Standarddrilling: Für das Entspannen der drei Läufe mit zwei Abzügen gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Der geöffnete Drilling wird entsichert und auf „Schrot" gestellt. Dann werden die beiden Abzüge durchgezogen und der Drilling etwa bis zur Hälfte geschlossen. Damit sind die Schlosse der beiden Schrotläufe entspannt. Anschließend wird auf „Kugel" umgestellt und der vordere Abzug bei gleichzeitigem Schließen der Waffe durchgezogen. Nun ist auch das Schloß des Büchsenlaufes entspannt. Dieses Verfahren hat jedoch den Nachteil, dass sich Beschädigungen des Abzugssystems einstellen können, wenn zum Entspannen der Schrotlaufschlosse nicht die richtige Position des Laufbündels eingehalten wird.

Besser ist es, den Drilling auf ,,Schrot" zu stellen,zu entsichern und eine Pufferpatrone in den Büchsenlauf zu laden. Bei gleichzeitigem Durchziehen beider Abzüge wird der Drilling geschlossen. Die Schlosse der Schrotläufe sind entspannt. Danach wird auf Kugel" umgestellt und der vordere Abzug bis zum Abschlagen des Büchsenlaufschlosses betätigt, das somit auch entspannt ist.

2. Drilling mit separater Kugelspannung: Bei dieser Waffenkonstruktion sind die Verhältnisse einfach. Die Schrotläufe werden entsichert, und den Spannschieber für den Büchsenlauf läßt man zurückgleiten. Bei gleichzeitigem Durchziehen beider Abzüge wird der Drilling geschlossen. Alle Schlosse sind entspannt!

Handhabung der Kurzwaffen

Die höchsten Anforderungen stellt das sichere Handhaben der Kurzwaffen.

Repetierbüchsen, Flinten und Drillinge sowie andere Gewehrkonstruktionen sind wegen ihrer langen Läufe nicht so beweglich wie die Kurzwaffen, bei deren Umgang sich sehr schnell gefahrbringende Situationen ergeben können.

Der Revolver und die Pistole sind Selbstverteidigungswaffen, die zu Jagdzwecken in speziellen Fällen eingesetzt werden (Fangschuß). Man trägt sie in einem Zustand, der ein schnelles Schießen ermöglicht. Denken Sie z. B. an den Revolver, der ohne äußere Sicherungen getragen wird und sofort schußbereit ist. Das sichere Tragen, Ziehen, Schießen, also der ganze Umgang mit der Kurzwaffe muß daher intensiv geübt werden,auch,oder gerade weil im Jagdgeschehen die Kurzwaffe gegenüber den Langwaffen weitaus weniger Verwendung findet.

Die Jägerprüfung entspricht der Sachkundeprüfung nach den Bestimmungen des Waffengesetzes. Da dem Jäger zwei Kurzwaffen ohne Bedürfnisnachweis zugestanden werden, ergibt sich daraus, daß er ebenso sicher mit diesen umgehen muß,wie man es bei den Langwaffen voraussetzt.

Revolver

Der Revolver ist eine Kurzwaffe, deren Handhabung unkompliziert und übersichtlich ist. Sicherheitsgerecht präsentiert er sich wie in dargestellt. Die Trommel ist ausgeschwenkt, und damit wird sofort für jeden sichtbar, daß die Waffe ungeladen ist und keine Gefahren birgt.

Aufnehmen des Revolvers.

Wenn der Kandidat aufgefordert wird , den Revolver aufzunehmen, muß er auf folgendes achten :

1. Der Finger darf nicht in den Abzugsbügel greifen.

2. Die Waffe muß beim Aufnehmen so gehalten werden, daß der Lauf in keinem Moment in eine gefährdete Richtung zeigt.

3. Die Trommel bleibt ausgeschwenkt, der Lauf zeigt schräg nach unten.

War der Revolver mit eingeschwenkter Trommel abgelegt, so wird er in gleicher Weise auf- genommen; es muß aber sofort die Trommel ausgeschwenkt werden.

- Prüfungserfahrungen. Beim Aufnehmen der Langwaffen sind die Kandidaten zaghaft, fürchten sie doch irgendeine Falle, die vom Prüfer gestellt sein könnte. Bei den Kurzwaffen jedoch sind die Hemmungen , den Revolver oder die Pistole an sich zu nehmen , zum Teil unüberwindlich. Es ist während der Jägerprüfung vorgekommen , daß sich Kandidaten mit den Händen auf dem Rücken geradezu weigerten, die Kurzwaffe an sich zu nehmen , aus Angst, beim ersten Handgriff schon etwas falsch zu machen.

Denken Sie immer daran: Es kann Ihnen überhaupt nichts passieren, wenn Sie die Waffe nach Aufforderung an sich nehmen und dabei beachten, daß der Finger nicht im Abzug liegt und der Lauf in eine ungefährdete Richtung zeigt. Die Scheu vor der Kurzwaffe müssen Sie vor der Prüfung überwunden haben ; dies ist dann eingetreten, wenn Sie mindestens genauso viel geübt und am Schießstand damit geschossen haben, wie Sie dies mit der Flinte oder Büchse taten.

Feststellung des Beschußzeichens und des Kalibers

Die Beschußzeichen finden sich beim Revolver auf Trommel, Rahmen und Lauf.

Wie bei den Langwaffen, muß vor dem Laden geprüft werden, ob das Kaliber der Waffe und der bereitgestellten Munition zueinander passen.

- Prüfungserfahrungen: Verschiedentlich werden den Kandidaten Revolver im Kaliber .357 Magnum und Munition mit der Kaliberbezeichnung ,,.38 Special" vorgelegt. In Unkenntnis, daß das Kaliber .38 Special aus einem Revolver Kai. .357 Magnum verschossen werden kann und darf, lehnen Kandidaten die Verwendung dieser Munition ab. Das ist nicht richtig und offenbar eine Kenntnislücke. Munition des Kalibers .38 Special kann immer aus einem Revolver des Kalibers .357 Magnum verschossen werden.

Überprüfung der Sauberkeit der Laufbohrung

Diese Prüfung ist bei der Kurzwaffe genauso unerläßlich wie bei der Langwaffe. Da man jedoch beim Revolver nicht vom „Patronen- lager" her durch den Lauf sehen kann , muß man hier einen anderen Weg gehen. Das Video zeigt anschaulich,wie das Laufinnere auf Fremdkörper hin untersucht werden kann. Der Daumen wird so in die Öffnung des Rahmens gehalten , daß die Helligkeitsreflexion auf dem Fingernagel in das Laufinnere gelenkt wird.Von der Mündung her läßt sich dann gut beurteilen , welchen Pflegezustand der Lauf hat und ob sich Fremdkörper darin befinden.

  - Prüfungserfahrungen: Diese Vorgehensweise ist manchem Kandidaten schon vorübergehend zum Verhängnis geworden. In falscher Anwendung des Leitsatzes, daß niemals der Lauf auf einen Menschen zeigen darf, waren Kandidaten durchgefallen,weil sie direkt in die Mündung der Waffe gesehen hatten.

Es gibt aber gar keinen Zweifel, daß man den Lauf eines Revolvers am besten in der gezeigten Art kontrollieren kann. Außerdem besteht nicht das geringste Sicherheitsrisiko. Die negativen Prüfbescheide mußten folglich rückgängig gemacht werden.

Laden des Revolvers

Zum Laden wird der Revolver so gehalten wie im Video dargestellt. Die Trommel kann in diesem Zustand nicht selbsttätig einschwenken, und sie läßt sich zum Laden der einzelnen Kammern drehen.

Sichern des Revolvers

Bei den Langwaffen ist an dieser Stelle das Sichern besprochen worden. Beim Revolver muß das entfallen, denn er hat keine von außen zu bedienende Sicherung. Die Funktion der vorhandenen ,,inneren" Sicherung ist an anderer Stelle beschrieben.

Schießen

Bei einem Revolver mit Spannabzug gibt es zwei Wege der Schußauslösung: 1. Mit gespanntem Hahn: Insbesondere zur Abgabe eines gezielten Schusses (Schießstand) ist es zweckmäßig, den Hahn zu spannen, weil dadurch die erforderlichen Kräfte des Abzuges geringer werden. Wie im Video zu sehen ist, zieht der Daumen den Hahn bis zum Einrasten in die Endstellung. Der Finger darf dabei nicht am Abzug liegen. Dieser folgt erst unmittelbar vor der Schußabgabe - Video.

2. Mit Abzugspannung: Wenn ein schneller Schuß abgegeben werden muß,wird ein vorheriges Spannen des Hahnes nicht möglich sein. Er muß mit dem Abzug gespannt und ausgelöst werden.

Im Video verdeutlichen wir, dass der Finger den Abzug betätigt und damit den Hahn bis in seine Endstellung spannt,wo er selbsttätig ausrastet und den Schuß auslöst.

Entspannen des Revolvers

Der gespannte und geladene Revolver (Hahn in Endstellung) soll entspannt werden. Dies muß mit größter Konzentration erfolgen, wenn man nicht Gefahr laufen will, jetzt unbeabsichtigt einen Schuß abzugeben. Der Revolver wird in die Hände genommen, wie das iim Video zu sehen ist.

Der Finger zieht jetzt den Abzug durch, bis der Hahn ausrastet. In dieser Phase muß unter allen Umständen sichergestellt sein, daß der Daumen den Hahn „fest im Griff hat". Starke Schweißbildung (Prüfungsstreß) oder ein zu lockeres Halten können dazu führen, daß der Sporn unter dem Daumen wegrutscht. Das Lösen eines Schusses wäre unvermeidlich.

Der Daumen wird auf den Sporn des Hahnes gelegt, dann erst darf der Zeigefinger den Abzug berühren. Sobald der Hahn durch die Betätigung des Abzuges freigegeben worden ist, löst sich der Finger vom Abzug. Den Hahn läßt man bis zu seinem Anschlag vorgleiten, dies ist seine Sicherheitsstellung.

Dieses Vorgehen ist von größter Bedeutung! Selbst wenn der Sporn nach dem Loslassen des Abzuges vom Daumen rutschte, könnte der Hahn nicht mehr auf das Zündhütchen schlagen, sondern wird in der Sicherheitsrast gefangen. Bleibt der Abzug je- doch durchgezogen,während der Hahn nach vorne gleitet, träfe er nach einem Abrutschen vom Finger ungehindert auf das Zündhütchen und würde doch den Schuß auslösen. Wer ganz sicher gehen will, kann vor dem Auslösevorgang den freien Daumen zwischen Hahn und Rahmen legen.

Entladen des Revolvers

Zum Entladen wird der Revolver so gehalten, wie im Video gezeigt. Die Schräglage nach oben begünstigt das Herausgleiten der Patronen oder Hülsen und verhindert, daß Pulverrückstände hinter den Auswerferstern gelangen; die Trommel ließe sich dann nicht mehr schließen.

Selbstladepistole

Die Handhabung der Selbstladepistole mit außenliegendem Hahn - im folgenden Pistole genannt - entspricht in Abwandlung der des Revolvers. Wegen der automatischen Patronenzuführung nach dem Schuß unter gleichzeitiger Spannung des Hahnes sind jedoch zusätzliche Sicherheitsgesichtspunkte zu beachten. Der folgende Prüfungsablauf bezieht sich auf das Pistolenmodell „Walther PP", das bei der Ausbildung und Prüfung noch sehr häufig vertreten ist.

Aufnehmen der Pistole

Richtig abgelegt ist die Pistole, wie im Video zu sehen ist. Sie ist gesichert, das Magazin herausgenommen, die Munition liegt getrennt vom Magazin.

Wie die Pistole richtig an sich genommen wird, zeigt das Video.

Ist die Pistole mit eingeschobenem Magazin entsichert abgelegt, so ist die Waffe nach dem Aufnehmen sofort zu sichern,das Magazin zu entfernen und durch Zurückziehen des Schlittens zu prüfen, ob eine Patrone im Lager ist.

Feststellung der Beschußzeichen und des Kalibers

Die Beschußzeichen befinden sich am Schlitten, Rahmen und am Lauf.

Sonst gilt das gleiche, wie beim Revolver und bei den übrigen Waffen gesagt wurde.

Überprüfung der Laufbohrung

Die Überprüfung des Laufes auf Hindernisse und seinen Pflegezustand kann bei dieser und bei jeder anderen Pistole auf zwei Arten durchgeführt werden.

1. Das Magazin wird in den Magazinschacht geschoben und der Schlitten zurückgezogen. Da das Magazin keine Patronen enthält, bleibt der Schlitten hängen, und der Verschluß steht offen, das Magazin wird wieder entfernt.

Das Video zeigt,wie das Laufinnere betrachtet wird. Der Verschluß wird geschlossen, indem der Schlitten ein kurzes Stück weiter aufgezogen wird, damit er entriegelt. Dann läßt man ihn in die vordere Endstellung gleiten.

2. Durch Abnehmen des Schlittens ist der Lauf von allen Seiten zugänglich und kann überprüft und auch besser gereinigt werden. Die Bedienungsanleitung gibt Aufschluß darüber, wie die Waffe zerlegt werden kann.

Nach dem Aufsetzen des Schlittens ist die Pistole wieder geschlossen und gesichert.

Wegen der automatischen Patronenzuführung nach dem Schuß unter gleichzeitiger Spannung des Hahnes sind jedoch zusätzliche Sicherheitsgesichtspunkte zu beachten. Der folgende Prüfungsablauf bezieht sich auf das Pistolenmodell „Walther PP", das bei der Ausbildung und Prüfung noch sehr häufig vertreten ist.

Laden der Pistole

Das Magazin wird mit Patronen gefüllt und eingeschoben. Die Pistole ist unterladen.

Zum Einführen der Patrone in den Lauf muß der Schlitten bis zu seinem Anschlag zurückgezogen und dann losgelassen werden. Er schnellt nach vorne und führt dabei eine Patrone ins Patronenlager.

- Prüfungserfahrungen: In der Prüfung macht das Zurückziehen des Verschlusses häufig Schwierigkeiten. Feuchte und kraftlose Finger führen dazu, daß der Schlitten nur mit Mühe aufgezogen werden kann. Besonders weibliche Kandidaten haben hier ihre Schwierigkeiten.

Wenn Sie also in Folge der Prüfungsbelastung mit feuchten Fingern zu kämpfen haben,wischen Sie diese vor dem Aufziehen des Schlittens kurz ab. Es ist wichtig, daß der Schlitten energisch aufgezogen wird, damit gewährleistet ist, daß er mit genügend Schwung nach vorne schnellen und die Patrone zuführen kann. Wird das zaghaft gemacht, kommt es zu Ladehemmungen.

Schießen

Pistole wird entsichert. Wie bei dem Revolver gibt es jetzt die Möglichkeit, mit gespanntem Hahn oder mit Abzugsspannung zu schießen. Da es die gleiche Vorgehensweise ist, wird auf eine nochmalige Beschreibung verzichtet.

Achtung! Nach Abgabe eines Schusses wird durch den Selbstladevorgang sofort wieder eine Patrone aus dem Magazin in das Patronenlager geschoben und der Hahn ist gespannt. Die Pistole ist wieder schußbereit.

Entspannen und Entladen der Pistole

Während des Prüfungsablaufes läßt der Prüfer in der Regel zwei oder mehrere Patronen in das Magazin laden, durchladen und entsichern, teilweise auch den Hahnspannen. In diesem Zustand muß der Kandidat nun die Pistole entspannen und entladen. Folgende Hand- griffe müssen jetzt der Reihe nach vorgenommen werden:

- War der Hahn gespannt, muß er zuerst entspannt werden. Das Video zeigt wievorzugehen ist. Ein Daumen hält den Hahn,während der andere den Sicherungsknebel in Stellung „gesichert" dreht. Damit wird der Hahn entriegelt, und der Daumen kann ihn nach vorne in seine Ruhelage gleiten lassen.

2. Durch Betätigen des seitlichen Druckknopfes wird das Magazin entriegelt, herausgenommen und abgelegt.

3. Die im Patronenlager vorhandene Patrone muß hinausrepetiert werden. Damit sie nicht aus der Auswerferöffnung in hohem Bogen in den Raum geschleudert wird, ist der Schlitten zum Zurückziehen so anzufassen, wie im Video zusehen ist. Dadurch erreicht man, daß beim Aufziehen des Schlittens die Patrone aus der Auswerferöffnung in die Hand fällt.

Prüfungserfahrungen: Die meisten Handhabungsfehler an der Pistole passieren beim Entspannen und Entladen. Statt zuerst das Magazin herauszunehmen, um dann die Patrone aus dem Patronenlager zu repetieren, wird es aber in vielen Fällen umgekehrt gemacht.

Der Kandidat repetiert die Patrone aus der Pistole, nicht beachtend, daß durch den Repetiervorgang eine neue Patrone außerdem Magazin wieder zugeführt wird. Er ist in dem Glauben, alles richtig gemacht zu haben, nimmt das Magazin heraus und legt die geladene Pistole ab. Ein so gravierender Handhabungsfehler endet immer mit dem Nichtbestehen der Prüfung.

Selbstladepistole (SIG Sauer P228)

Gegenüber der Handhabung der zuvor beschriebenen Selbstladepistole Walther, Modell „PP", unterscheidet sich die Handhabung der SIG Sauer P228 nur unwesentlich.

Zum Entspannen des Hahnes besteht ein konstruktiver Unterschied. Das Modell P228 hat wie der Revolver keine von außen bedienbare Sicherung. Im Gegensatz zum Revolver muß zum Entspannen des Hahnes nicht der Abzug betätigt werde, sondern ein eigens dafür vorgesehener Entspannhebel, mit dem völlig gefahrlos entspannt werden kann.

Waffenhandhabung
Kategorie: Waffenkunde